Der Aufbau des Systems
Fürst von Metternich (1773-1859).
Stammte von einem alten rheinischen Geschlecht ab; in Koblenz geboren; seit 1800 in österreichischem Dienst; nach 1815 (seit 1821 Staatskanzler) bis 1848 steht sein Name stellvertretend für das System der Restauration; gestorben in Wien.
Die Heilige Allianz war ausschlaggebend dafür, daß man innenpolitisch eine strenge Zensur, Eingriffe in die geistige Autonomie der Universitäten und ein weitverzweigtes Agenten- und Spitzelwesen einführte, um zu überleben auf außenpolitischer Ebene.
Das war der Aufbau des System Metternichs.
Die beiden großen Staaten Österreich und Preußen, sowie die meisten übrigen Mitglieder des Deutschen Bundes hingegen gewährten keinerlei Verfassungen, sondern ließen nur in den einzelnen Provinzen die Landstände bestehen.
Der Landesherr blieb alleiniger Träger der gesamten Staatsgewalt mit umfassendem Verordnungsrecht und bürokratischem Zentralismus.
Die Grundfreiheiten und die Menschenrechte fanden keinerlei Berücksichtigung in den Verfassungen.
Da der Wiener Kongreß auch die nationalen Vorstellungen vieler Bürger des Deutschen Bundes enttäuschte und dem Wunsch nach dem Einheitsstaat nicht gerecht werden konnte, wuchs die nationale Bewegung in Deutschland in den Jahren nach den Freiheitskämpfen.
Besonders die Studenten waren es, die an diesen Bewegungen aktiv teilnahmen. Noch im Jahre 1815 wurde in Jena die Deutsche Burschenschaft gegründet.
Diese akademische Bewegung faßte schnell fuß an vielen anderen Universitäten.
Ihre Parole war: „Ehre, Freiheit, Vaterland“, mit der man das Bewußtsein der nationalen Einheit zu erwecken mochte.
Um die Erinnerung an die Reformation und zugleich an die Völkerschlacht bei Leipzig zu feiern, veranstalteten die Burschenschaften im Oktober 1817 auf der Wartburg bei Eisenachen ein Turnfest, bei dem die Studenten als Protest gegen die Unterdrückung durch Metternich die Symbole des Polizeistaates, einen Zopf, einen Korporalstock und Schriften der Restauration öffentlich verbrannten.
Metternich und viele andere Fürsten erblickten in dieser Demonstration eine große Revolutionsgefahr.
Die Vertreter der Heiligen Allianz verfaßten auf dem Kongreß zu Aachen (1818) ein Programm zur Unterdrückung der freiheitlichen Bewegungen.
Die Ermordungen eines russischen Spions durch eine Studentenbewegung, nahm Metternich zum Anlaß, auf dem Kongreß in Karlsbad (1819) strengste Maßnahmen gegen die nationalen Gruppen zu treffen.
Eine strenge Pressezensur und die Überwachung der Universitäten sollte die Vorbereitung nationaler und freiheitlicher Gedanken verhindern.
Nach dem Kongreß von Karlsbad schrieb Metternich an den badischen Gesandten am österreichischen Hof über seine Politik unter anderem:
„...... Das Ziel ist leicht zu bestimmen; in unseren Zeiten ist es nichts mehr und nichts weniger als die Aufrechterhaltung dessen, was vorhanden ist. Dies zu erreichen, ist das einzige Erhaltungsmittel; ... Dazu müssen sich daher die Anstrengungen eines jeden vereinigen sowie die Maßregeln aller derjenigen, die ein und denselben Grundsatz, ein und dasselbe Interesse miteinander verbinden. Die Brennstoffe, welche seit langer Zeit vorbereitet waren, haben sich in der Epoche von 1817 bis 1820 entflammt ......“
Metternich konnte sein System in fast allen Staaten des Deutschen Bundes durchsetzen, bis auf Westfalen und dem Rheinland, wo die fortschrittlichen Einrichtungen aus der Franzosenzeit erhalten blieben.
Durch den starren Konservatismus des Staatskanzler kommt es ständig zu innenpolitischen Krisen und schließlich zur Revolution im Jahre 1848.
Der „Kutscher Europas“ glaubte, den Kampf um die Legitimität gegen alle Liberalen und revolutionären Bewegungen innerhalb und außerhalb Deutschlands im Sinne der Restauration erfolgreich führen zu können.
Besonders in Österreich stand Metternich in unversöhnlichem Gegensatz zu Nationalismus und Liberalismus, weil er sich mit Kaiser Franz I (1804-1835) darin einig war, daß beide Strömungen den Vielvölkerstaat der Habsburger gefährden.
Ein umfangreicher Polizeiapparat zur Überwachung der Untertanen war die Folge, um den absolutistischen Staat zu schützen.
Diese Kontrolle und Überwachung hatte ein grenzenloses Mißtrauen mitgebracht, selbst seinen nächsten Verwandten gegenüber.
Unter dem regierungsunfähigen Kaiser Ferdinand I (1835-1848) wurde das „Metternichsche System“ noch unterdrückender empfunden.
Die nationale Bewegung im Vielvölkerstaat Österreich wurde immer stärker.
Die Folgen waren:
Italien strebte die Loslösung des Königreiches Lombardo Venetien von Österreich an
Tschechien und Südslawen forderten nationale Autonomie,
Ungarn verlangte weitgehende Selbständigkeit für die Länder der heiligen Stephanskrone, Ungarn, Siebenbürgen und Kroatien.
Die Zeit des Vormärz von 1848, war auch durch starke soziale Spannungen geprägt:
hohe Steuern ⇒ traf besonders die Bauern
niedrige Löhne für Arbeiter ⇒ Unruhen, Plünderungen der Vororte Wiens.
Die Kasematten am Spielberg in Brünn waren in der ganzen Monarchie berühmt berüchtigt. Auf Grund dieser Einschnitte der Regierung, wandte sich das Bürgertum den unpolitischen Bereichen des Lebens zu.
Seit den 20er Jahren entwickelte sich somit ein neuer Lebensabschnitt der Gesellschaft, das „Biedermeier“. Zu dieser Zeit wurden die Familien- und Freundesgeselligkeiten besonders gepflegt. Das Biedermeier wurde vor allem durch die Einfachheit geprägt, die durch die Verarmung, während der langen Kriegsjahre entstanden ist.
Die Uneinigkeiten Deutschlands verursachten eine Flucht in die deutsche Vergangenheit, in die Zeit des großen deutschen Mittelalters.
Diese zeitkritische Richtung vertrat eine Bewegung, die sich „Junges Deutschland“ nannte und der vor allem eine Gruppe liberalrevolutionärer Schriftsteller angehörten.
Die Restauration in Europa
In Frankreich herrschte Napolèon. Auf Grund der Revolution enstand ein neues Gesellschaftsbild, sowie neue Arten des regierens.
Liberalismus: Er wurde mit der französischen Revolution verbreitet und er sollte politische Freiheit für alle Bürger bringen.
Ziele: Freiheit der Person (Glaubens-, Presse- und Meinungsfreiheit).
Verwaltungsstaat (Gewaltenteilung, Grundgesetze).
Frei gewählte Volksvertretung (Repräsentation im Parlament mit Kontrolle der Regierung).
Freiheit der Wissenschaft (ohne Eingriff des Staates).
Nationalismus: Streben eines Volkes nach Einheit und Unabhängigkeit
Die radikalen Demokratien forderten Gleichheit und Volkssouveränität.
Durch dieses Umdenken rückten die Fürsten von Europa zusammen und beschlossen gegen diese Strömung anzukämpfen.
Wiener Kongreß und Heilige Allianz
Der Wiener Kongreß restaurierte die alte staatliche Ordnung Europas. Nach einem Vierteljahrhundert Revolution und Krieg herrschte Frieden. Der Kongreß legte die politische Basis für eine Neuordnung Europas, die bis zum Ersten Weltkrieg anhalten sollte.
Die diplomatischen Fäden, während des ganzen Wiener Kongresses, zog Fürst von Metternich.
Grundsätze seiner Politik waren die Wahrung eines europäischen Gleichgewichts und die Notwendigkeit eines ausgleichenden europäischen Konzils (Heilige Allianz).
Die Fürsten folgten seinen Prinzipien gerne, da er auch ihre Herrschaftsansprüche verteidigte, jedoch war er bei den Liberalen und Nationalisten der meistgehaßte Mann.
Vom September 1814 bis zum 9. Juli 1815, der Paraphierung der Schlußakte, tagte der Kongreß, an dem Repräsentanten von 200 Staaten, Städten und verschiedensten Gemeinschaften teilnahmen. Die fünf großen Österreich, Rußland, England, Preußen und bourbonische Frankreich (im Dezember als gleichberechtigtes Mitglied beigezogen) fungierten als das eigentliche Zentrum des Kongresses. In zahlreichen Kommissionen, Konferenzen und Komitees wurden alle wichtigen Fragen behandelt und auch beschlossen.
Napolèons Flucht aus Elba (26. Februar 1815) und seine „Herrschaft der Hundert Tage“, veranlaßte die Großmächte ihre Kongreßarbeiten zu beschleunigen sowie so schnell wie möglich zu beenden. Um Napolèons Armee zu besiegen, wurde ein Allianzvertrag abgeschlossen, der zur Folge hatte, daß Napolèons Armee am 18. Juni auf den Höhen von Waterloo eine vernichtende Niederlage erlitt.
Während des Kongresses fand eine vielzahl von Festen statt, trotz des Staatsbankrotts 1811, als die Währung mit 1:5 abgewertet wurde. Kaiser Franz I wollte beweisen, daß Österreich nicht verarmt sei und es nicht notwendig hat zu sparen.
Nach der Friedensbestimmung verzichteten die Habsburger auf die einstigen österreichischen Niederlande und auf die Vorlande am Oberrhein, erwarben dafür das ehemalige Erzbistum Salzburg und formten mit der Wiedereingliederung des Innviertels, Tirols, Vorarlbergs, Galiziens, Lombardo-Venetien und Dalmatiens eines geschlossenen Flächenstaat. Dieses arrondierte neue Kaiserreich Österreich verlagerte ihren Schwerpunkt in Richtung Süd- und Osteuropa.
Die Führungsrolle Österreichs im deutschsprachigen Raum erschien dadurch nicht gefestigter, zumal der Konkurrent Preußen die umgekehrte Richtung einschlug und eine Expansion innerhalb des Reiches vornahm.