"Das Verhalten dieser Testpersonen ist für mich noch immer schwer zu erklären, sie handeln ohne Hass, ohne Zorn. Sie rächen sich auch nicht für etwas. Sie haben nicht mal die Hoffnung für das was sie tun, viel Geld zu bekommen."
Dialog aus dem Film "I" wie Ikarus / Das Milgram Experiment
Ich finde dieses Experiment gerade deshalb so erschütternd, weil es sich mit den Erkenntnissen von Horkheimer und Adorno, über die autoritäre Persönlichkeit deckt (eine groß angelegte Sozialstudie, die untersucht, wie es den Nazis gelang, ein ganzes Volk in kurzer Zeit zum Hass gegen zuvor unbescholtene Normalbürger zu erziehen).
Außerdem finde ich dieses Verhalten in den Beschreibungen von Hannah Arendt über die "Banalität des Bösen" wieder. Hierfür ist Hannah Arendt ja völlig zu Unrecht von zumeist israelischen Presseleuten (sozusagen den eigenen Leuten) schikaniert worden, weil sie sich am Wort "banal" so störten. Die Banalität bezog sich aber nicht auf das Verbrechen selbst, sondern auf die Selbstverständlichkeit der Durchführung von Aufträgen.
Adolf Eichmann war kein blutrünstiges Monster, vollgestopft mit Nazi-Ideologie. Er war ein kleiner, hagerer Bürokrat, der ganz im Sinne des Experiments - hörig und unmündig reagiert hat, ohne dabei seine menschlichen Werte als Kriterium hinzuzuschalten. Ihm wäre es in seiner Funktion vollkommen egal gewesen, was er hätte planen, berechnen und genehmigen sollen. Er hätte alles getan, weil man es ihm "von oben" gesagt hat.
Und wir? Hören wir nicht auch auf alles, was unser Chef sagt? Fürchten wir nicht alle "böse" Konsequenzen, wenn wir uns mit "einem da oben" anlegen? Riskieren wir nicht auch lieber eher unsere Gesundheit, unser Familienglück, unser Wohlbefinden, als dem Chef Paroli in seiner Vorstellung von Arbeitsaufteilung zu bieten? Und treten wir nicht mit der gleichen radikalen Art wiederum gegen unsere Untergebenen ein? Das sollte man sich immer im Kopf bewahren. Wir sind nicht besser und morgen würden wir wieder zum Verbrecher werden, wenn man es uns befiehlt.