Manova / von Felix Feistel
Alle Revolutionen der Vergangenheit, von der amerikanischen über die französische bis hin zur russischen, haben bewiesen: Das System der Gewalt, in dem die Menschheit schon seit Jahrtausenden lebt, wird auf diese Weise nicht überwunden. Kann es auch gar nicht, da Macht und Herrschaft der Grund für dieses System der Gewalt sind, das zu fortgesetzten Traumatisierungen führt. Aus Trauma heraus kann ein traumatisiertes System nicht überwunden werden, es wird nur fortgesetzt.
Denn durch Revolutionen kommen, selbst wenn Regierungen beseitigt und ersetzt werden, nur andere, ebenfalls traumatisierte und durch Überlebensstrategien handelnde Menschen an die Macht. Über kurz oder lang wird auf diese Weise dieselbe Spirale in Gang gesetzt.
Und genau das passiert auch, wenn man aus einem solchen traumatisierten System aussteigt und sein eigenes System schafft. Denn die zugrundeliegenden Prägungen der Herrschaft und der Traumatisierungen sind tief in den Menschen verankert. Nicht umsonst ist der Glaube weit verbreitet, dass es jemanden geben müsse, der herrscht, weil ansonsten die Welt in Chaos versinke. Dieser Irrglaube ist auf eine jahrtausendealte Gewöhnung an dieses System der Herrschaft zurückzuführen, und auf die Überlebensstrategie der Anpassung an dieses System.
Jeder Einzelne leistet seinen Beitrag zum Funktionieren dieses Systems, jeder Einzelne ist ein Akteur dieses Systems, und so ist der erste Schritt zu einem Ausstieg, sich dieser Rolle bewusst zu werden, sie zu hinterfragen und letztlich auch zu überwinden.
Wer also aussteigen will, der muss sich auch mit diesen befassen. Er muss Traumata integrieren und verarbeiten — und vor allem die Gewohnheiten von Macht und Herrschaft, von Geld, Konkurrenz und dem Streben nach dem eigenen Vorteil hinterfragen. Wer aus diesen nicht aussteigt, steigt aus dem System nicht wirklich aus. Er bleibt in diesem System gefangen und reproduziert es am laufenden Band. Daher ist die Devise richtig: Wir müssen nicht raus aus dem System, das System muss raus aus uns.
Nur auf diese Weise können wir dieses System wirklich hinter uns lassen — und müssen uns dafür nicht einmal von der Gesellschaft isolieren und hinter dicken Mauern verschanzen. Nur wenn wir wirklich und vollkommen aus den Traumata und der Spirale der Gewalt aussteigen, können wir in etwas Neues einsteigen, etwas, das menschlicher ist als das auf Herrschaft, Profit und Wachstumswahn ausgerichtete System von heute. Dieser Ausstieg beginnt aber bei jedem Einzelnen ganz individuell — was natürlich nicht ausschließt, dass man sich auf diesem Weg mit anderen zusammenschließt, um gesündere und nachhaltigere Systeme zu etablieren.