Jeder Staat ist per Definition ein politisches Gewaltgebilde. In ihm wird Herrschaft von Menschen über Menschen ausgeübt. Unabhängig davon, ob das installierte Herrschaftssystem Monarchie, Demokratie oder Diktatur genannt wird oder ihm Parteien, ein Kaiser, Kanzler oder Hitler vorstehen, ist der Staat als einseitige Ausformung organisierter Macht zu begreifen.
Bleiben wir bei der Monarchie, die Erich Mühsam erlebte. Sie stützte sich bei ihrer Machtausübung natürlich auf den Beamtenapparat, die Justiz, das Militär, die Polizei und die Bourgeoisie. Aber sie konnte sich auch auf eine Bevölkerung verlassen, die den Autoritäten, ihren Titeln, Ämtern und Posten mehr vertraute als dem eigenen gesunden Menschenverstand oder diesen den Anordnungen und Befehlen der Autoritäten unterordnete. Erst das ermöglicht Herrschaft und am Ende jeden Krieg.
Erich Mühsam, geboren 1878, war zeitlebens den Herrschenden jeglicher Coleur ein Dorn im Auge. Aber trotz aller Drangsal blieb er als Schriftsteller wie als Kämpfer unbeugsam seinen anarchistischen Idealen treu und gilt uns heute noch als Vorbild ungebrochenen Willens. In der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 wurde er im KZ Oranienburg von Faschisten ermordet. Seine 1884 geborene Frau Kreszentia wurde nach ihrer Flucht aus Deutschland das Opfer stalinistischer Verfolgung und konnte erst 1956 nach Berlin zurückkehren, wo sie 1962 verstarb.
Manova / ganzer Artikel hier:
https://www.manova.news/artikel/die-herrschaft-wegwerfen
„Wer auf diese Weise über euch herrscht, hat in der Tat nichts mehr als die Macht, die ihr ihm verliehen habt, um euch zu zerstören. Wo hat er Augen genug, euch auszuspionieren, wenn ihr sie nicht selber bereit stellt? Wie hat er jegliche Macht über euch außer durch euch? Wie könnte er es wagen, euch anzugreifen, wenn er von euch keine Kooperation bekäme?
Denn wenn die Tyrannei wirklich auf Massenzustimmung ruht, ist das offensichtliche Mittel, sie zu Fall zu bringen, einfach der massenhafte Entzug dieser Zustimmung.
Beschließt, nicht mehr zu dienen, und ihr werdet sofort frei sein!“
Etienne de la Boétie (1530-1563)