Staatsphilosophie


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Ein System, welches seine Bürger zwingt in den Kampf zu ziehen mit der Aufgabe Leute abzuschlachten, muss nicht nur hinterfragt, sondern abgelehnt werden. Oberste Priorität ist, zu finden eine Regierungsform wo Mord und Totschlag im Kampf um das geliebte Vaterland niemals zur Anwendung kommt!


Nicht primär die Herrschenden sind das Problem, sondern viele unserer Mitmenschen, die blind allen Anordnungen und Befehlen folgen ohne diese zu hinterfragen.
Diese Handlanger sehen in Ihren Handlungen nichts Schlechtes. Es ist für Sie nur ein Job. Wie ein Metzger, der emotionslos täglich Tiere schlachtet, gehen Untertanen wie Polizisten, Soldaten, Richter, Gerichtsvollzieher gegen die eigene Bevölkerung vor, ganz gleich wie viel Leid sie damit anrichten.
Bei der Ausübung ihrer Verbrechen, sind sie sich keiner Schuld bewusst. Solange eine höhere Autorität die Verantwortung für Ihre Verbrechen (Systemkriminalität) übernimmt, haben die Untertanen absolut kein Problem andere Menschen zu verprügeln, zu foltern oder zu töten.
Edward Snowden


Gehorsamkeit ist das, was dem System und ihren Handlangern Macht verleiht. Gehorsam hat den Holocaust möglich gemacht.


Wer ist systemkriminell?

Alle, die das System kennen, schon Erfahrungen machten mit den nationalsozialistischen Handlungsweisen, sie trotzdem befürworten und Handlanger sind, ja sogar ihren nicht zu armseligen Lebensunterhalt damit bestreiten! Das heißt, nicht nur "Dienstnehmer" der "Möchtegernbehörden" (in Wahrheit nur Konzerne) sind systemkriminell, sondern auch alle Privatpersonen welche von den skrupellosen und verbrecherischen Methoden Kenntnis haben, sie weder kritisieren und sich dagegen auflehnen!


Macht ist nicht Disziplin, sondern Disziplin ist lediglich eine Art und Weise, wie Macht ausgeübt werden kann.

Kennzeichnend für eine „Disziplinargesellschaft“ sind Gefängnisse, Krankenhäuser, Irrenanstalten, Schulen und Kasernen.

Michel Foucault über die Disziplinargesellschaft.


"Man muß bereit sein zu sterben wenn man diesen Job machen will!"

Aussage eines österreichischen Polizisten während der Ausbildung.

 

"Heroismus oder Dummheit", würden denkende Menschen dazu kommentieren.


Eine Regierung ist reine Fiktion, die darauf beruht, dass die Menschen glauben, dass sie die Macht hat.


Die rechtmäßigkeitsterrorisierte österreichische Bevölkerung ist der Justiz ausgeliefert! Die zeitgenössische Justiz unterscheidet sich kaum von der Justiz (1933 bis 1945) im Nationalsozialismus!


In dieser Homepage gilt virtuelles Hausrecht!

Behörden, insbesondere Ämtern, juristischen Personen des öffentlichen Rechts, in dieser Weise beliehenen Personen, Anstalten und Körperschaften des öffentlichen Rechts ist der Zutritt zu meiner Website verboten, sofern der Zutritt NICHT die ausschließlich private Recherche nach Information als Anlass und Motiv hat!

 

Dieses Verbot betrifft auch alle Besucher, die den Betreibern und Autoren dieses Portals in irgendeiner Weise Schaden zufügen wollen. In diesem besonderen Falle und sonst auch in jedem anderen gilt vorrangig substanzielles Recht, es gilt das NATURRECHT und jegliches sonstig nutzbares Recht, was für alle an diesem Übertritt Beteiligten zu privaten kommerziellen Konsequenzen und Haftungen führen könnte!


„Regiert zu werden bedeutet, beobachtet, untersucht, ausgeforscht, angeklagt, verurteilt, beauftragt, untergeordnet, befohlen, benannt, unterwiesen, beschwatzt, überwacht, besteuert, geprüft, beschränkt und herumgeschickt zu werden von Männern, die dazu weder das Recht und das Wissen noch Anständigkeit haben. Das ist Herrschaft, das ist ihr Recht und ihre Moral.“
Pierre-Joseph Proudhon (1809 - 1865)


Deutsche Systemkriminalität



Kritische Standpunkte der Staatstheorie


Es ist wohl das abscheulichste Menschen zu ermorden und ihnen das Wertvollste zu nehmen, das Leben. Ob durch Individualkriminalität oder Systemkriminalität! Und doch gibt es noch etwas schlimmeres als Töten: Gefängnis! Zuchthäuser sind psychische und oft auch physische Folterstätten. Sie hätten in zeitgenössischen Staatssystemen nichts zu suchen und trotzdem sind sie in allen Ländern der Erde existent.


Der Inhalt dieser Homepage dient der Abschaffung der grausamsten Folter in der Geschichte der Menschheit - moderne Konzentrationslager - die Gefängnisse! In wie weit Strafrecht in einer Hochkultur angewendet werden darf, sollten Menschen mit Mitgefühl und Verantwortung entscheiden. Bei den Betreibern des Strafrechts - also der Justiz - sind diese Eigenschaften kaum zu finden, so wie auch in der Öffentlichkeit Gefängnisse als notwendig betrachtet werden!


Beugen Sie sich niemals einer totalitären Agenda! Viele haben Angst vor den Konsequenzen, sodass niemand mehr es wagt, das Regime infrage zu stellen. Kurz gesagt, der wachsame Pöbel unterscheidet sich nicht vom Regime!


Wir leben in einem auf nationalsozialistischen Rechtslehren beruhenden System welches jederzeit in Totalitarismus kippen kann! Das geht ganz schnell wie wir beim Corona-Terror beobachten konnten!


Die Republik Österreich ist ein in Österreich nicht eingetragenes, amerikanisches, ausländisches Unternehmen (D-U-N-S® Nummer: 301411641 / UID: AT U13585627), lediglich vertreten mit Repräsentanzen.

Ausgehend von der Eintragung des Unternehmens Republik Österreich im internationalen, privaten Bezirk „District of Columbia“ und im Staate Delaware (SEC – Code) ist das einheitliche internationale Handelsrecht, der Uniform Commercial Code – UCC für die private "Republik Österreich Company" verpflichtendes oberstes Recht unter Admiralsrecht, rechtskräftig seit 1.1.2016 bestehend seit der Kapitulation am 8.5.1945, siehe Kooperationsvertrag Artikel 18 B 7, in eroberten und verwalteten Gebieten der U.S.


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Alle Gemeinden in Österreich werden seit 1. 1. 2016 als Unternehmen geführt!

Ab diesem Zeitpunkt gilt das Seerecht in Österreich!
Die Bürgermeister von Österreich hatten im Jahre 2007 bis 2008 auf Anordnung des Vereins Europäische Union die Gemeinde als Unternehmen anzumelden. Seitdem ist die Gemeinde als Unternehmen, auch bei D&B [ Dun & Bradstreet, D-U-N-S ist die Abkürzung für Data Universal Numbering System, ein Zahlensystem zur eindeutigen Identifikation von Unternehmen, Unternehmensbereichen, Öffentlichen Einrichtungen, Gewerbetreibenden und Selbständigen] unter dem Namen des damaligen Bürgermeisters, dann Geschäftsführer eingetragen.
Seitdem heißt es nun "Der Bürgermeister" als Synonym für einen voll haftenden Geschäftsführer.
Mit der Unternehmensregistrierung hat die Gemeinde ihre Gebietskörperschaft verloren und ihre hoheitliche Macht verwirkt! Das heißt, seit dem sind unsere Gemeinden ein staatenloses Gebiet ohne Gebietsgemarkung und stehen somit unter Seehandelsrecht!





21.02.2012    Kopp Verlag

Griechenland auf Dritte-Welt-Niveau: Euro-Retter werden zu Gläubiger-Rettern

Michael Brückner

Aufatmen allenthalben: Griechenland und der Euro wurden angeblich wieder einmal gerettet. Ein 130-Milliarden-Sparpaket und der 53,5-prozentige Forderungsverzicht privater Schuldner sollen die Krise entschärfen. Die Realitätsverweigerung der so genannten Euro-Retter wird immer teurer. Dabei gibt es mindestens sechs Gründe, weshalb Griechenland als Mitglied der Euro-Gruppe nicht mehr zu retten ist.

Wieder einmal feiern die Euro-Retter den angeblichen Durchbruch: Griechenland wird mit einem 130

 
Milliarden Euro schweren Paket unter die schwachen Arme gegriffen, private Gläubiger lassen sich auf mehr oder minder sanften Druck seitens der Regierungen auf einen Schuldenschnitt ein und schreiben einen erheblichen Teil ihrer Forderungen ab. Einmal mehr hat das für die europäische Öffentlichkeit geschriebene Drehbuch der griechischen Schuldentragödie bestens funktioniert: Athen drohte erneut mit der Staatspleite, die EU und vor allem Deutschland übernahmen die Rolle des strengen Sparkommissars, der den Hellenen als Voraussetzung für neue Hilfen drastische Sparmaßnahmen auferlegte. Das beruhigt die friedfertigen deutschen Steuerzahler – und die Medien jubeln über die »eiserne Kanzlerin«. In Athen darf derweil der Staatspräsident theatralisch ausrasten und den deutschen Finanzminister beschimpfen. Das wiederum kommt bei vielen Griechen gut an. Doch hinter den Kulissen wurde der nächste Akt der Insolvenzverschleppung bereits abgesprochen. Den Bürgern aber präsentiert man ein unwürdiges Schmierentheater.
 
Denn auch die jüngsten Brüsseler Beschlüsse werden Griechenland nicht retten. Allein diese Erkenntnis darf als gesichert gelten. Es wurde wieder einmal ein hoher Preis gezahlt, um Zeit zu gewinnen – zumindest bis nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich. Hier sechs Wahrheiten, die den Steuerzahlern der Geberländer oft verschwiegen werden:
 
1. Die milliardenschwere Hilfe kommt nicht der griechischen Wirtschaft zugute, sondern den Gläubigern. Die angeblichen Euro-Retter sind in Wahrheit Gläubiger-Retter. Die griechischen Banken brauchen dringend frisches Kapital, um nach einem Schuldenschnitt nicht pleite zu gehen. Der geschätzte Aufwand beläuft sich auf mindestens 30 Milliarden Euro. Weitere 30 Milliarden Euro plus Zinsen sind erforderlich für neue EFSF-Anleihen im Rahmen des Schuldenschnitts. Mit der geplanten Einrichtung eines Sperrkontos soll sichergestellt werden, dass Staatseinnahmen weitgehend der Befriedigung von Gläubigeransprüchen dienen. Athen gibt damit faktisch einen Teil seiner Haushaltssouveränität ab.
 
2. Die beiden größten Parteien des Landes verlieren dramatisch an Zustimmung. Nach den Parlamentswahlen könnten die politischen Karten in Griechenland neu gemischt werden. Ob sich die dann Regierenden noch an die Sparzusagen halten werden, ist angesichts zunehmender innerer Unruhen mehr als zweifelhaft. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ahnt das wohl auch. Weshalb sonst hat er den Griechen empfohlen, die Parlamentswahlen zu verschieben?
 
3. Griechenland hat viele Beamte, aber keine Verwaltung. Es bestehen keine belastbaren  staatlichen Strukturen. Was immer das Parlament beschließen mag – umgesetzt werden können bestenfalls Teile davon. Aus Gründen der politischen Korrektheit wird verschwiegen, was nicht nur für die Mitglieder der so genannten Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF längst offenkundig ist: Griechenland ist auf dem Niveau eines Landes der Dritten Welt angelangt. Auf dem Korruptionsindex der Organisation Transparency International steht Griechenland zwischen Kolumbien und Peru.
 
4. Die Wirtschaftsstruktur des Landes war – abgesehen von ein paar Nischen wie dem Tourismus – schon vor der Krise schwach. Als Folge der bereits beschlossenen Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen erodierte nun auch noch der schmale Mittelstand. Während die Bedeutung von Industrie und Dienstleistungen für die griechische Wirtschaft weiter sinkt, flüchten viele Städter aufs Land und bebauen ihre Äcker. Ein Euro-Staat, dessen ökonomischer Schwerpunkt sich zunehmend auf die Landwirtschaft verlagert, wird dauerhaft milliardenschwere Hilfen brauchen. Auch wenn es der griechische Staatspräsident nicht gern hört – sein Land ist in der Tat ein Fass ohne Boden. Zumindest so lange, wie es den Euro als Landeswährung behält.
 
5. Wenn die Wirtschaft eines Landes nicht mehr wettbewerbsfähig ist, bleibt nur der Ausweg einer Abwertung der Währung. Solange Griechenland den Euro hat, ist dies nicht möglich. Da aber die Euro-Retter Athen unbedingt in der Währungsunion halten wollen, kommt es in der Konsequenz zu einer deflationären Anpassung. Deshalb sinken die Mindestlöhne. Doch selbst dies hilft dem Land nicht weiter, weil der griechische Exportsektor extrem schwach ist. Denn was bringt es, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen durch Lohnsenkungen zu erhöhen, wenn zumindest mittelfristig kein Markt da ist, auf dem sich die Güter verkaufen lassen? Die Inlandsnachfrage wiederum bleibt schwach, weil die Menschen deutlich weniger verdienen und auf privaten Schulden sitzen.
 
6. Selbst wenn sich alle positiven Prognosen der Euro-Retter erfüllten (es wäre das erste Mal), würde die griechische Schuldenquote von jetzt rund 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zum Jahr 2020 lediglich auf bestenfalls 120 Prozent sinken. Damit läge sie immer noch über der aktuellen Staatsverschuldung Italiens. Willem Buiter, Chefvolkswirt der Citibank, rechnet daher bald mit einem weitergehenden  Schuldenschnitt. Private und öffentliche Gläubiger dürften dann sehr viel mehr Geld verlieren.
 
Das alles geht in der aktuellen Euphorie der Euro-Retter wieder einmal unter. An den Börsen wird die angebliche Rettung der Banken gefeiert, aber nicht die Rettung Griechenlands. Der südeuropäische Patient hat nur außerhalb der Währungsunion eine Chance. Noch aber verweigert der Mainstream diese Erkenntnis. Lange wird dies nicht mehr gelingen.

 

Kopp Verlag   10.02.2012


Nachkriegs-Verfassungen: Privatisierungen und Aufbau imperialer Strukturen

von Mahdi Darius Nazemroaya

Die USA haben seit dem Zweiten Weltkrieg die Verfassungen besiegter Staaten umgeschrieben. Aber in den vergangenen beiden Jahrzehnten gelang es Washington sogar, besiegte Staaten in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht von Grund auf zu verändern und ihnen eine völlig andere Struktur zu geben, indem sie dezentralisiert und ausländische Einflussnahme auf ihre politischen Strukturen und ihre Volkswirtschaften legalisiert wurden. Vom früheren Jugoslawien bis zu Afghanistan und dem Irak ging dieser Prozess mit Krieg und einer direkten sowie anhaltenden ausländischen Militärpräsenz einher. Vor diesem Hintergrund kam den neuen Verfassungen in diesem Prozess eine besondere Bedeutung zu und öffnete der Eingliederung dieser Länder in das amerikanische Empire Tür und Tor.

Der nachfolgende Artikel Mahdi Darius Nazemroayas über die Manipulationen von Verfassungen als neokoloniales Mittel des Aufbaus moderner imperialer Strukturen wurde bereits 2011 im italienischen Journal Eurasia veröffentlicht.
 
Die Geografie eines Landes spiegelt sich auch in der Verfassung der entsprechenden Nation, in der in der Regel auch auf die äußeren und inneren Grenzen eingegangen wird, wider. Wenn wir dieser Beobachtung noch etwas genauer nachgehen, zeigt sich, dass Verfassungen auch missbraucht und verändert werden können, um bestimmten geopolitischen Zielen zu dienen. An dieser Stelle tritt eine wichtige geopolitische Fragestellung in den Vordergrund der Analyse, betrachtet man die Länder genauer, die sich im Krieg mit den Vereinigten Staaten und deren Verbündeten befunden haben.

Wenn wir auf den Zweiten Weltkrieg [und die unmittelbare Nachkriegszeit] zurückblicken, wurden sowohl die japanische als auch die deutsche Verfassung nach ihrer Niederlage entweder direkt durch Washington oder aber unter alliierter Aufsicht verändert. Darüber hinaus errichtete das Pentagon in beiden Ländern Militärstützpunkte, was wiederum bei der sowjetischen Führung Beunruhigung auslöste.
Die verfassungsmäßige Neuausrichtung Japans und Deutschlands diente Washingtons geopolitischen Interessen. Dies zeigt sich augenfällig an der japanischen Verfassung, die vom amerikanischen Militär erstellt wurde. Artikel 9 der japanischen Verfassung versagt Japan das souveräne Recht, Krieg zu erklären oder ein ständiges Heer, eine Luftwaffe oder Marine zu besitzen. Mit dieser neuen Verfassung wurde Japan als potenzieller militärischer Konkurrent oder als potenzielle Bedrohung in Ostasien und der Pazifikregion ausgeschaltet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich ein neues tiefgreifendes Wechselspiel zwischen den neuen Verfassungen und den geopolitischen und strategischen Zielsetzungen Washingtons.

Der Aufbau und die Zerstörung von Nationen: ein wichtiges Rezept für Imperien
Man könnte sagen, dass sich die USA und ihre Verbündeten in den vergangenen 20 Jahren sehr intensiv mit der sogenannten »Nationenbildung« (dem »Nation Building«] befasst haben. Im Rahmen dieser [verschiedenen] Prozesse der Nationenbildung in den Ländern, die unter der politischen und militärischen Kontrolle Washingtons standen, wurden Verfassungen neu- und umgeschrieben. Bei dem Prozess der »Nationenbildung« handelt es sich nicht um ein wohlmeinendes [, an den Interessen der jeweiligen Nation interessiertes] Vorgehen, sondern es ist Teil einer Strategie, die Länder, die sich sozusagen im »Wiederaufbau« befinden, den Vorgaben einer weltweiten Vorherrschaft und einer »Nationenbildung« nach heutigem imperialem Verständnis zu unterwerfen. Die Verfassungen werden so umgeschrieben, dass sie 1) diese Länder zu Vasallenstaaten oder praktisch zu Kolonien machen, 2) für diese Vasallenstaaten in den weltweiten imperialen Strukturen moderner Prägung eine Nische einrichten und 3) diese Länder Washingtons geopolitischen Absichten dienen, eine weltweite Vormachtstellung einzunehmen oder diese auszubauen.

Zunächst aber muss die alte Ordnung zerstört oder zumindest grundlegend verändert werden, damit etwas Neues ihren Platz einnehmen kann. Die sogenannte »Nationenbildung« beginnt also in der Regel mit der »Nationenzerstörung«, die sich zuerst oder auch gleichzeitig vollzieht. Diesen Prozess der »Nationenzerstörung« treiben Washington und seine Verbündeten auf dreifachem Wege durch wirtschaftliche, politische oder militärische Aggressionen voran, oder sie bedienen sich dazu internationaler Institutionen und Organisationen, die von ihnen kontrolliert werden, wie etwa der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Mit anderen Worten kommt es im Verlauf dieser Entwicklung immer zu einer Art Kriegsführung, um 1) Druck auszuüben, 2) Angst und Schrecken zu verbreiten, 3) die Auflösung der [gesamtgesellschaftlichen] Strukturen herbeizuführen und 4) das Land, auf das man es abgesehen hat, letztendlich in die heutigen imperialen Strukturen Washingtons einzubinden. Diese Kriege können offen geführt werden, aber auch verdeckte Formen annehmen.
Oft beginnen diese aggressiven Entwicklungen verdeckt, schlagen dann aber in der Regel in einen offenen Konflikt um, wenn das betreffende Land in der Phase der verdeckten Kriegführung nicht kapituliert. Sanktionen, dämonisierende Medienkampagnen, politische Isolation, wirtschaftliche Behinderung und das Schüren innenpolitischer Unruhen gehören zu den taktischen Mitteln, die in der Anfangsphase der Unterwerfung der ins Visier geratenen Länder eingesetzt werden. Selbst Kredite und Unterstützung werden als Waffen in diesem Krieg gegen diese Länder benutzt.
 
Die Strukturellen Anpassungsprogramme (SAP), die [vor allem vom IWF und von der Weltbank als Vorbedingung für Finanzhilfen] in den Zielländern durchgesetzt werden, dienen dazu, die nationalen Industrien und die sich im Staatsbesitz befindenden Vermögenswerte zu privatisieren. Diese SAPs führten in der früheren Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien zu Bürgerkrieg und ethnischen Spannungen, an denen das Land später zerbrach und in verschiedene Republiken aufgeteilt wurde. Wenn sich ein Zielland diesem Druck nicht beugt, setzt Washington auf eine wie auch immer geartete Form des »Regimewechsels«.
Ein solcher Regimewechsel kann als »farbige Revolution« [zum Beispiel »Rosenrevolution« 2003 in Georgien; »Orangene Revolution« 2004 in der Ukraine] stattfinden oder aber durch eine direkte militärische Intervention forciert werden. Ein offener Krieg führt unvermeidlich zu einem Besatzungsregime durch ausländische Truppen. Washington und seine Verbündeten stellen diese militärische Eroberung und territoriale Besetzung gerne als »Befreiung« oder Militärintervention aufgrund humanitärer Erwägungen« dar. In diesem Sinne werden dann die ausländischen Besatzungssoldaten wie im Falle Bosnien-Herzegowinas als »Friedenstruppe« oder als Teil eines »Stabilisierungseinsatzes«, wie zum Beispiel beim Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) im von der NATO besetzten Afghanistan, bezeichnet. Tatsächlich zielt die Präsenz ausländischer Soldaten darauf ab, das besetzte Land über eine »Neustrukturierung« in eine Kolonie oder ein Protektorat modernen Typs zu verwandeln, um es dann in das amerikanische Weltreich einzugliedern.
 
Übergangsregierungen und ein Überblick über die »befreiten« Länder
 
Unter dem Besatzungsregime Washingtons und seiner Verbündeten werden die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Institutionen in den besetzten oder sogenannten »befreiten« Ländern »umgebaut«. Vom von der NATO besetzten Kosovo bis zum besetzten Irak haben das Weiße Haus und das Pentagon in den besetzten Ländern Übergangsregierungen oder -verwaltungen eingerichtet. Bei diesen Regierungen handelt es sich in Wirklichkeit um modernen Formen von Kolonialverwaltungen in den besetzten Gebieten. Der Begriff »Übergang« in diesen so bezeichneten Regierungs- und Verwaltungseinrichtungen ist äußerst irreführend, da diese Einrichtungen, wie die Übergangsregierung in Somalia zeigt, die besetzten oder zusammengebrochenen Gebiete oft viele Jahre lang regieren. (i) So regiert die Interimsverwaltungsmission der Vereinten Nationen im Kosovo (UNMIK) den Kosovo seit 1999 bis heute, während die NATO das Gebiet über die Kosovo-Streitkräfte (KFOR) militärisch kontrolliert.
Trotz der Bildung einer Regierung durch die Kosovaren untersteht der Kosovo immer noch der UNMIK, die die Interessen Washingtons und der einflussreichen Mitglieder der Europäischen Union (EU) vertritt. Mithilfe dieser neokolonialen Verwaltungen konnten sich Washington und die EU ihrer Verantwortung als Besatzungsmächte für das Wohlergehen der besetzten Länder und ihrer Bevölkerungen entziehen. Zugleich nutzen die USA und die EU diese Behörden dazu, sich der Vermögenswerte und der Rohstoffe der besetzten Länder durch umfassende Privatisierungen zu bemächtigen und öffnen über eine »Liberalisierung« der besetzten Gebiete diese Länder der [wirtschaftlichen und kulturellen] Ausplünderung.
Dabei wird die einheimische Wirtschaft weitgehend zerstört, da sie dem Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten nicht gewachsen ist. Auch die einheimische Agrarwirtschaft und der Finanzsektor werden auf aggressive Weise unter Druck gesetzt und anschließend übernommen. Ähnlich wie in der Kolonialzeit wird die gesamte einheimische traditionelle Landwirtschaft zerschlagen und beispielsweise durch aus dem Ausland importierte gentechnisch veränderte Organismen (GMO) in den Ruin getrieben. Auch die Wasserwirtschaft und andere der Allgemeinheit gehörende Ressourcen werden privatisiert. Dementsprechend breiten sich Hunger, Armut sowie Verbrechen und Gewalt aus, die durch diese sozialen Missstände ausgelöst werden.

Kolonisierung durch Verfassungen: Jugoslawien, der Irak und Afghanistan
 
Die Erarbeitung einer neuen Verfassung steht im Mittelpunkt des Restrukturierungsprozesses eines besetzten Landes. Die Verfassungen sind so etwas wie die DNS eines Landes. Sie sind grundlegende [Rechts-] Dokumente und bilden den [staats-] rechtlichen und grundrechtlichen Kern aller Gesetze, die die Regierungsarbeit, die Gewaltenteilung, die Volkswirtschaft, die auswärtigen Beziehungen, die Grundpositionen des Landes bei bilateralen und internationalen Verträgen, die verteidigungspolitischen Beziehungen, die Währungspolitik, Investitionen und den Handel festlegen und regeln. Die neuen Verfassungen der »befreiten« Länder sind darauf ausgerichtet, die Staaten politisch und wirtschaftlich zu knebeln.
Die Verfassung Bosniens ist ein gutes Beispiel für diese Vorgehensweise. Die bosnische Verfassung wurde als Teil des als »Abkommen von Dayton« bekannten umfassenden Friedensabkommens, das auf dem Luftwaffenstützpunkt Wright-Patterson in Dayton im US-Bundesstaat Ohio ausgehandelt und 1995 unterzeichnet wurde, entworfen. Das Dayton-Abkommen und die Annahme der vom Ausland konzipierten bosnischen Verfassung verwandelten Bosnien-Herzegowina in ein modernes Protektorat.
Auf der Grundlage der neuen Verfassung wurde in Bosnien-Herzegowina unter den wachsamen Augen der NATO-Soldaten ein neuer politischer und wirtschaftlicher Rahmen geschaffen. Nach der Verfassung wurde das Land rechtmäßig von Nicht-Bosniern regiert, und der eigentliche Regierungschef war nicht etwa ein bosnischer Bürger, sondern der jeweilige Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. (ii) Dieser Hohe Repräsentant ist kein bosnischer Bürger. Er agiert praktisch wie ein kolonialer Statthalter und wird in Brüssel von der EU ernannt. Seit 2002 ist der der Hohe Repräsentant in Personalunion zugleich auch der EU-Sonderbeauftragte in Bosnien-Herzegowina. Der erste stellvertretende Hohe Repräsentant wird immer von Washington ernannt. Chef der bosnischen Zentralbank ist ebenfalls ein Ausländer, der von Brüssel, Washington und dem IWF handverlesen wird. (iii)
Die bosnische Zentralbank untersteht faktisch den Bankensystemen der USA und Westeuropas und könnte nach den Vorgaben der bosnischen Verfassung selbst keine Kredite oder eine eigene Währung ausgeben. (iv) Seit 1999 wird die Haushalts- und Wirtschaftspolitik Bosnien-Herzegowinas in Washington und Brüssel diktiert. UNMIK ging sogar soweit, den Kosovo aus der Wirtschaftsunion mit Jugoslawien herauszubrechen, indem sie den jugoslawischen Dinar am 9. September 1999 durch die Deutsche Mark ersetzte. (v) Darüber hinaus ermutigte UNMIK die bosnische Bevölkerung dazu, in verschiedenen ausländischen Währungen, einschließlich des Dollars, zu handeln, was vor allem den USA und ihren westlichen Verbündeten zugutekam. (vi)  Obwohl Bosnien-Herzegowina damals offiziell noch zu Jugoslawien und Serbien gehörte, sollte der Kosovo 2002 den Euro übernehmen, und UNMIK spielte zu keinem Zeitpunkt mit dem Gedanken, der Kosovo könnte eine eigene Währung einführen. (vii)

Der Kolonisierungsprozess in Afghanistan und dem Irak unterscheidet sich nicht von dem Konzept, das im früheren Jugoslawien angewendet wurde. In allen diesen Fällen wurde nach dem Krieg oder der Invasion eine neue Regierungs- oder Verwaltungsbehörde eingesetzt, die dann die besetzten Gebiete umgestaltete und eine neue Verfassung ausarbeitete. Die Volkswirtschaften werden durch Gewalt destabilisiert und Teilungen und Spaltungen vom Ausland geschürt. Als Folge beginnen die Länder als selbstständige Einheiten auseinanderzubrechen. Schließlich werden Protektorate oder Kolonien, zu denen auch Militärgarnisonen in Form amerikanischer oder NATO-Auslandsstützpunkten gehören, errichtet. Diese militärische Infrastruktur durch Stützpunkte erinnert an die Zustände in den Grenzregionen des antiken römischen Weltreiches, des Imperium Romanum, zur Zeit seiner Ausdehnung. Im Jahr 2003 setzte das Weiße Haus im Irak für den anglo-amerikanisch besetzten Teil des Landes einen ausländischen Verwalter ein. Zunächst erhielt diese Funktion die Amtsbezeichnung Provisorischer Direktor des Büros für Wiederaufbau und humanitäre Hilfe (ORHA), aus der sich dann die Koalitionsübergangsverwaltung (CPA) entwickelte.
Für den Chef der zweiten Übergangsverwaltung im Irak kursierten viele unterschiedliche Bezeichnungen: unter anderem Sonderbeauftragter im Irak, Hoher Repräsentant im Irak, Chef der Koalitionsübergangsregierung, Gouverneur des Irak, Konsul des Irak und Prokonsul des Irak. Die beiden letzten Bezeichnungen Konsul und Prokonsul im Irak weisen einen geschichtlichen Bezug zur römischen Antike auf. [Das Konsulat  war das höchste Amt der römischen Republik. Es war immer mit zwei Personen besetzt, die die höchste Staatsgewalt innehatten. Der Prokonsul, meist ein Heerführer oder ein Provinzstatthalter, wurde berufen und besaß konsularische Gewalt (»pro consule«, ohne selbst Konsul zu sein.] Der Chef der Koalitionsübergangsregierung diente ähnlichen Zwecken wie der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina. In seiner Amtszeit wurden zahlreiche Reformen vollzogen, und 2004 wurde dem Land unter der Bezeichnung Transitional Administrative Law (TAL) eine Übergangsverfassung willkürlich übergestülpt.
Die neue Verfassung hatte für die amerikanische Regierung höchste Priorität. 2005 erklärte der irakische Abgeordnete Mahmud Othman: »Sie legten uns einen ausführlichen Entwurf, praktisch eine vollständige Verfassung, vor … Die amerikanischen Vertreter waren mehr als die Iraker selbst an der Verfassung interessiert.« (viii) Auf der Grundlage der Übergangsverfassung wurde unter erheblichem Zeitaufwand schließlich ein Entwurf erarbeitet, der 1) die Dezentralisierung des Irak, die zur Bildung eines instabilen föderalen Systems führen würde, und 2) das praktisch umgehend in Angriff genommene ausländische Privatisierungsprogramm, mit dem die Koalitionsübergangsregierung bereits 2003 mit ihrer Direktive 39 begonnen hatte, legitimieren sollte.
In Artikel 10 der afghanischen Verfassung, die 2004 erarbeitet wurde, ist ebenfalls die freie Marktwirtschaft festgeschrieben. Zwei Jahre später begann dann offiziell die Verschleuderung der afghanischen staatlichen Vermögenswerte und Ressourcen an ausländische »Investoren«. Die gleiche Vorgehensweise ist nach Ende des NATO-Krieges in Nordafrika auch für Libyen geplant. Der Nationale Übergangsrat in Bengasi, der ebenso wie die UÇK (die paramilitärische »Befreiungsarmee des Kosovo«, Ushtria Çlirimtare e Kosovës) von der NATO unterstützt wurde, hat bereits eine neue Zentralbank und einen neuen nationalen Erdölkonzern, der unter ausländischem Einfluss steht, aufgebaut. (ix)

Dezentralisierung des Staates öffnet imperialen Truppen und zukünftigen Kriegen Tür und Tor
 
Die neuen rechtlichen und durch die Verfassung vorgegebenen Rahmenbedingungen, die von Washington und seinen Verbündeten durchgesetzt wurden, führten dazu, dass die zentralstaatlichen Behörden und Zuständigkeiten in den besetzten Ländern systematisch abgebaut und abgeschafft wurden. Den politischen nachgeordneten Ebenen wie Städte, Landkreise, Bundesländer, Provinzen und regionale politische Gruppen wurde vor allen hinsichtlich ihrer Geschäftstätigkeiten und ihrer Beziehungen zu den Besatzungsmächten größere Autonomie eingeräumt. Auf diese Weise war es der kurdischen Regionalregierung möglich, unter Umgehung Bagdad trotz des Widerstandes des irakischen Erdölministeriums eigenständig 40 Verträge zur Erdölförderung mit ausländischen Unternehmen abzuschließen. (x)
Diese von außen aufgezwungene Schwächung der Zentralmacht in den besetzten Gebieten zieht politische, wirtschaftliche und soziologische Folgen nach sich. Die Theorie der Sozialen Desintegration kann auf mikrostruktureller und makrostruktureller Ebene erweitert werden, um diese Veränderungen und die Art und Weise, wie sie von den USA und ihren Verbündeten dazu benutzt wird, die Gesellschaften der besetzten Länder zu manipulieren und zur Umgestaltung zu bewegen, zu erklären. (xi) Aus soziologischer Sicht verändert sich das [gesellschaftliche] Gefüge der besetzten Länder.
Dies schließt Veränderungen auf den Ebenen sozialer Einheit beziehungsweise sozialer Uneinigkeit, der gesellschaftlichen Wertesysteme und der Auffassung des Konzeptes nationaler Einheit mit ein. Auf jeder Ebene wird das Gefüge der nationalen Einheit erschüttert, und in den besetzten Ländern greifen Störungen der sozialen Stabilität um sich und lassen ein soziales Chaos entstehen, in dem sich die unterschiedlichen sozialen Gruppen in den besetzten Gebieten zunehmend feindlich gegenüberstehen und sich voneinander abgrenzen.
Dies wirkt wie eine Gegenreaktion auf den inneren Widerstand gegen die Besetzung und die ausländische Bevormundung. Die früheren sozialen Werte und Regeln sind in diesen, in sozialer Hinsicht deregulierten, sozialen Milieus nicht länger wirksam. In diesem sozial durch Regelverlust gekennzeichneten Milieu ist es Washington gelungen, in der Regel durch die Betonung trennender Faktoren neue soziale Strukturen zu schaffen. Diese neuen, in sich gespaltenen Gesellschaften sind innerlich immer schwach und können daher leicht in Washingtons imperiale Strukturen eingegliedert werden. Diese immer wiederkehrende Vorgehensweise [nach der Strategie »Teile und herrsche«] wurde im großen Stil auch in Afrika angewendet und geht direkt auf die europäischen Weltreiche und den Kolonialismus zurück.

Diese besetzten Länder haben sich den geopolitischen und strategischen Zielen Washingtons und der NATO gefügt, inter anderem indem sie zuließen, dass in ihnen zahlreiche Militärbasen errichtet wurden, die durch die neuen politischen und wirtschaftlichen Strukturen und den gespaltenen oder in sich fragilen Zustand ihrer Gesellschaften unterstützt werden. Ebenso wie die neuen Verfassungen sind auch die neuen ausländischen Militärbasen Teil der Logistik des Aufbaus imperialer Strukturen und dienen als Vorposten, die die militärischen Nachschublinien, Energietransportwege und die Verkehrskorridore schützen.
Im von der NATO besetzten Kosovo liegt Camp Bondsteel ganz in der Nähe der Grenze zu Albanien und der früheren jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien. Bondsteel wurde vom amerikanischen Verteidigungsministerium nach dem NATO-Krieg gegen Jugoslawien im Jahr 1999 errichtet. Es dient als Hauptquartier des amerikanischen KFOR-Kontingents, dem Schutz der geplanten AMBO-Pipeline, die durch Albanien, Mazedonien und Bulgarien verlaufen soll, um Erdöl aus dem Kaspischen Meer unter Umgehung Russlands nach Westeuropa zu bringen, und als vorgeschobener militärischer Posten auf dem Balkan. Der Bau dieses [386 Hektar großen] Stützpunktes war Teil eines umfassenderen militärischen Vordringens in das eurasische Kerngebiet. Diese Basis wurde zusammen mit der militärischen Infrastruktur, die das Pentagon in Osteuropa aufbaute und die die militärische Infrastruktur in Deutschland ersetze, 2001 für Angriffe auf Afghanistan und zwei Jahre später für Angriffe auf den Irak genutzt.
Afghanistan und der Irak sind heute mit amerikanischen Militärbasen übersät. Der Irak hat mit den USA eine ähnliche Vereinbarung über die Stationierung amerikanischer Truppen (SOFA) wie Japan nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen. 1960 hatte Japan im Rahmen eines bilateralen Sicherheitsvertrages den USA praktisch ein Truppenstationierungsrecht eingeräumt. Die amerikanischen Militärstützpunkte im Irak befinden sich nahe der Grenze zum Irak und Syrien, während die Militärbasen wie etwa Camp Dwyer und Camp Rhino im von der NATO besetzten Afghanistan sich in enger Nachbarschaft der Grenzen zum Iran, Turkmenistans, Usbekistans, Tadschikistans, Pakistans und der Volksrepublik China befinden.
Alle diese Länder stehen im Zentrum der geopolitischen Aufmerksamkeit des Pentagon. Und so wie die neue Protektorate im früheren Jugoslawien als Sprungbrett benutzt wurden, um nach Afghanistan und in den Irak vorzudringen, sollen die neuen, noch im Aufbau befindlichen Protektorate oder Kolonien in diesen Staaten dazu dienen, im Rahmen des Strategie der weltweiten imperialen Vormachtstellung der Vereinigten Staaten von Amerika den Weg in diese eurasischen Staaten zu bahnen.

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Anmerkungen:

i) Die Übergangsregierung Somalias wird als Beispiel angeführt. Sie wurde mit Unterstützung der USA und der EU außerhalb Somalias in Kenia eingesetzt, um den Einfluss der USA und der EU in Somalia und dem Horn von Afrika zu erhöhen.
ii) Michel Chossudovsky, »The Globalization of Poverty and the New World Order, Québec«, in: Global Research, 2003, S. 258.
iii) Michel Chossudovsky, a.a.O., S. 258–259.
iv) Ebenda.
v) Saumya Mitra (Hrgb.), Kosovo: Economic and Social Reforms for Peace and Reconciliation, Washington, D.C.: World Bank, 2001, S. 22–23.
vi) Ebenda.
vii) Ebenda.
viii) Jonathan Finer und Omar Fekeiki, »U.S. Steps Up Role in Iraq Charter Talks: Envoy Offers Plan To Settle Dispute, Legislators Say«, in: The Washington Post, 13. August 2005.
ix) William Varner, »Libyan Rebel Council Forms Oil Company to Replace Qaddafi’s«, in: Bloomberg, 22. März 2011.
x) Aiyob Mawloodi, »Iraqi Parliament to discuss Kurdish oil contracts«, in: The Kurdish Globe, 7. Mai 2011.
xi) William Isaac Thomas und Florian Znanecki, The Polish Peasant in Europe and America, Vol. 2, New York City 1958, S.1127–1133.
 

11.01.2012   Kopp Verlag
Gerald Celente über geplante Gefechte und neue Gesetze: »Die können mir jetzt einfach das Hirn rausblasen«

Redaktion

Gestern berichtete der amerikanische Zukunftsforscher Gerald Celente über den bevorstehenden Zusammenbruch Europas im Frühjahr 2012 und über die bedenkliche Rolle der Bankster und Politiker. Heute untersucht der zeitkritische Autor die laufenden Kriegsvorbereitungen auf den Iran und die möglichen Folgen für die ganze Welt. Und wieder spricht er über größenwahnsinnige Politiker, die nicht nur unser gesamtes Finanzsystem sprengen, sondern nun auch durch gefährliche Kriege und neue »Anti-Terror-Gesetze« den Globus in Brand setzen werden.
 

Auch wenn man es kaum noch hören mag, so geht doch nichts von der Brisanz verloren: Seit längerer Zeit laufen die hochgefährlichen Kriegsvorbereitungen der westlichen Kräfte gegen den Iran auf Hochtouren. Kurz vor Weihnachten ließ ein General der US-Armee, Dempsey, verlauten, Teheran »solle die Entschlossenheit der USA nicht unterschätzen«. Man werde »den Bau einer

 
iranischen Nuklearwaffe nicht zulassen«. Dempsey hatte entsprechende Angriffsplanungen des Pentagon auf iranische Atomobjekte bestätigt. 

Der renommierte Zukunftsforscher  Gerald Celente ist wütend und warnt vor ausgerasteten, machthungrigen Politikern, die die ganze Welt  offenbar in Flammen setzen wollen: Kriege sind grausam und kosten zahlreiche Leben unschuldiger Menschen. Celente begreift nicht, dass Milliarden von Menschen auf der Erde diesen Leuten weiterhin freie Hand lassen: »Hört auf die Präsidentendebatten in diesen Tagen. Die reden über nichts anderes, als den Iran anzugreifen. Die sind alle nicht ganz dicht. Die USA haben eine Billion Dollar auf einen verlorenen Krieg im Irak verschwendet – aus vorgetäuschten Gründen. Dabei sind wahrscheinlich eine Million Menschen ums Leben gekommen, darunter 4.500 US-Soldaten, weitere Hunderttausende sind physisch oder psychisch bis an ihr Lebensende geschädigt, das ganze Land ist zerstört. Und schon sind sie bereit, in den nächsten Krieg zu ziehen.

Noch einmal: Die sind alle verrückt! Und niemand kommt auf die Idee, sie zurück zu rufen. Alle verneigen sich vor diesen niederen Existenzen namens Politiker. Es scheint, als ob die Menschen ihre Selbstachtung verloren hätten. Es gibt immer noch genügend Leute, die Obama anbeten, als wäre er der Heiland oder der Messias. Und diese Leute starten jetzt Kriege gegen Syrien und den Iran, wie sie auch schon in Libyen und dem Irak wüteten. Nun haben sie auch noch weitere Mittel für Afghanistan abgenickt«. 

Dass US-Präsident Obama vor kurzem, praktisch ohne öffentliche oder mediale Diskussion, das »Gesetz zur Genehmigung des Verteidigungshaushalts 2012«, NDAA, mit seiner Unterschrift in Kraft setzte, macht Trendforscher Celente fassungslos. Denn dieses Gesetz verstößt seiner Ansicht nach massiv gegen die Verfassung der USA. Er befindet sich damit auf derselben Linie wie der kanadische Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovsky, der kürzlich erst in diesem Zusammenhang gewarnt hatte: »Während mit Unterstützung der Medien eine demokratische Fassade aufrechterhalten werden soll, wurde die amerikanische Republik, ohnehin schon angeschlagen, erneut in ihren Grundfesten erschüttert. Die Entwicklung zielt auf die Errichtung eines totalitären Staates, auf die Einsetzung einer Militärregierung, die auf Uniformen verzichtet«. 

Die Inkraftsetzung des NDAA stehe in engem Zusammenhang mit den weltweiten militärischen Plänen Washingtons, so Chossudovsky. Dieses militärische Ziel einer Weltherrschaft setze auch die »Militarisierung« der USA selbst und vor allem den Untergang der amerikanischen Republik als Verkörperung des republikanischen Systems voraus. Der Globalisierungskritiker unterstrich: »Die ›wichtigsten Traditionen und Werte‹ wie etwa die ›Erklärung der Bürgerrechte‹ und die Aamerikanische Verfassung wurden tatsächlich mit Wirkung vom Neujahrstag 2012 außer Acht gelassen und praktisch aufgehoben, denn das NDAA erlaubt die willkürliche und unbegrenzte Inhaftierung amerikanischer Bürger in Militärgefängnissen«. 

Gerald Celente erläutert, wie sich dieses Gesetz praktisch auf die Bürger auswirken wird: »Künftig ist es der Armee erlaubt, Leute wie mich anzurufen, als erklärtem Staatsfeind. Die können kommen und mich abholen und mich irgendwohin bringen auf dieser Welt, um mir das Hirn rauszublasen oder sonst etwas mit mir anzustellen. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Kein Kläger, kein Richter, kein Prozess, kein Anwalt! Keine Chance, etwas dagegen zu unternehmen. Das kommt dabei raus, wenn Politiker, Banker und Technokraten an einem Strang ziehen. Das ist Faschismus. Kapiert?«





Artikel vom 11.10.2011 (Kopp Verlag)

Der Widerstand beginnt: Genug ist genug

Niki Vogt

Drei Jahre nach der Lehman-Pleite jagt immer noch eine Wirtschaftskrise die nächste, aus den Brandherden wurde ein Flächenbrand. Die meisten Menschen werden immer ärmer, ihre Zukunftsaussichten immer düsterer. Nur Politiker, Investoren und Banker profitieren. Doch jetzt regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Weltweit.

Als es im Frühjahr 2011 in Nordafrika und im Nahen Osten Aufstände gab, da verfielen westliche Reporter in einen Freudentaumel und bejubelten den »arabischen Frühling«. Und unsere Politiker forderten die Machthaber dazu auf, endlich den Willen des Volkes zu respektieren. Wie wenig hören wir im Vergleich dazu derzeit in unseren Medien von den vielen Protesten in Europa und Amerika? Die Indignados in Spanien, die wütenden Proteste in Griechenland, sind das alles nur arbeitsscheue Spielverderber, die nicht begreifen wollen, dass die EU und der Euro angeblich wichtiger sind als ein menschenwürdiges Leben? Auch in Irland, Island und Großbritannien gehen immer mehr verzweifelte und zornige Menschen zu Tausenden auf die Straße. In Portugal schlossen sich sogar viele Polizisten dem Demonstrationszug der Unzufriedenen an. In den Vereinigten Staaten gibt es die gleiche soziale Protestwelle: Es begann mit Protestmärschen im New Yorker Bankenviertel: »Occupy Wall Street« hieß die Parole – besetzt die Bankenmetropole. Die Demonstranten hielten friedlich Plakate hoch, auf denen sie die Gier der Finanzelite und die Ausbeutung der Menschen anprangerten. Anfangs sah die Polizei untätig zu. Später schlugen Polizisten auf die Demonstranten ein. Und nachdem Fernsehsender die Bilder sendeten, kippte die Stimmung in den USA.


Artikel vom 29.10.2011 (Kopp-Verlag)

Israel und Libyen: Afrika soll auf »Kampf der Kulturen« vorbereitet werden

Mahdi Darius Nazemroaya
Unter der Präsidentschaft Obamas haben die Vereinigten Staaten den »langen Krieg« [des 21. Jahrhunderts, den »weltweiten Krieg gegen Terrorismus«] nach Afrika getragen. Barack Hussein Obama, der sogenannte »Sohn Afrikas« hat sich zum schlimmsten Feind Afrikas gewandelt. Neben seiner anhaltenden Unterstützung für afrikanische Diktatoren wurde die Republik Elfenbeinküste unter seiner Ägide zerstört. Die Teilung des Sudan wurde schon vor dem Referendum vom Weißen Haus öffentlich unterstützt, die Destabilisierung Somalias schritt weiter voran, Libyen wurde von der NATO brutal und vorsätzlich angegriffen und das amerikanische militärische Regionalkommando für Afrika (AFRICOM) läuft auf Hochtouren.

Der Krieg in Libyen ist nur der Beginn einer neuen Reihe ausländischer Militäroperationen in Afrika. Die USA wollen die Zahl ihrer Militärstützpunkte in Afrika erhöhen. Auch Frankreich kündigte an, es nehme sich das Recht, überall dort in Afrika militärisch zu intervenieren, wo sich französische

 
Bürger aufhielten und seine Interessen gefährdet seien. Die NATO verstärkt ihre Positionen am Roten Meer und an der somalischen Küste.
Während wieder einmal Unordnung und Unruhen aufgrund äußerer Einmischungen Afrika seiner Lebensgrundlagen berauben, wartet Israel in aller Seelenruhe im Hintergrund. Tel Aviv ist tief in den neuen Unruhezyklus verwickelt, der in enger inhaltlicher und strategischer Beziehung  zum sogenannten »Yinon-Plan« steht, der die strategische Neugestaltung der Umgebung Israels vorsieht. Dieser Prozess der Neugestaltung gründet sich auf erprobte Techniken sozialer Manipulation, mit deren Hilfe konfessionelle Spaltungen in bestimmten Zielstaaten erzeugt werden, die diese dann wirksam neutralisieren oder sogar zu ihrer Auflösung führen.
Viele der Probleme, die zahlreichen Regionen in Osteuropa, Zentralasien, Südwestasien, Südasien, Ostasien, Afrika und Lateinamerika heute zu schaffen machen, sind das Ergebnis sozialer Manipulationen, mit deren Hilfe von ausländischen Mächten bewusst regionale Spannungen geschürt wurden. Konfessionelle Spaltungen, ethno-linguistische Spannungen, religiöse Differenzen und innere Gewalt wurden immer wieder in der Geschichte von den USA, England und Frankreich in verschiedenen Teilen der Welt geschürt und ausgenutzt. Der Irak, der Sudan, Ruanda und Jugoslawien sind nur einige wenige aktuellere Beispiele für diese klassische Strategie des »Teile und herrsche«, die dazu benutzt wird, ganze Nationen in die Knie zu zwingen.
 
Die Umbrüche in Mittel- und Osteuropa und das Projekt für einen »neuen Nahen Osten«
Der Nahe und Mittlere Osten weist in gewisser Hinsicht überraschende Parallelen zum Balkan und Mittelosteuropa in den Jahren kurz vor dem Ersten Weltkrieg auf. Als Folge des Ersten Weltkriegs wurden die Grenzen der Vielvölkerstaaten auf dem Balkan und Mittelosteuropas von externen Mächten in Zusammenarbeit mit lokalen Oppositionsgruppen neu gezeichnet und umgestaltet. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Zeit nach Ende des Kalten Krieges erlebten der Balkan und Mittelosteuropa zahlreiche Perioden von Umstürzen, Gewalt und Konflikten, die die Region bis heute tief gespalten haben.
Seit Jahren wird von einigen ein »neuer Naher Osten« mit veränderten Grenzen in dieser Weltregion, wo Europa, Südwestasien und Nordafrika zusammentreffen, gefordert. Die Befürworter dieser Veränderungen sitzen zumeist in den Hauptstädten Washington, London, Paris und Tel Aviv. Sie stellen sich eine »neugestaltete« Region vor, die aus homogenen ethnisch-religiösen Staaten aufgebaut ist. Die Bildung dieser Staaten bedeutet die Zerstörung der größeren bereits existierenden Länder der Region. Der Übergang soll in Richtung des Aufbaus kleinerer Staaten erfolgen, die von ihrer Größe und Struktur mit Kuwait oder Bahrain vergleichbar wären und die leicht von den USA, England, Frankreich, Israel und deren Verbündeten kontrolliert und manipuliert werden könnten.
 
Die Manipulation des ersten »arabischen Frühlings« während des Ersten Weltkriegs
Die ersten Pläne für eine Umgestaltung des Nahen und Mittleren Ostens wurden bereits Jahre vor dem Ersten Weltkrieg geschmiedet. Aber während dieses Ersten Weltkriegs wurden die Umrisse dieser von kolonialem Denken geprägten Entwürfe umgesetzt, wie sich am Beispiel der »großen arabischen Revolte« gegen das Osmanische Reich zeigen lässt.
Obwohl Briten, Franzosen und Italiener als Kolonialmächte in Ländern wie Algerien, Libyen, Ägypten und dem Sudan den Arabern jegliche Freiheiten verwehrten, gelang es ihnen, sich in der Außenwahrnehmung als Freunde und Verbündete der »arabischen Befreiung« (1916–19) zu präsentieren.
Im Verlauf der »großen arabischen Revolte« benutzten Engländer und Franzosen die Araber als Fußsoldaten gegen das Osmanische Reich, um ihre eigenen geopolitischen Ziele durchzusetzen. Das geheime Sykes-Picot-Abkommen (vom 16. Mai 1916, in dem London und Paris den Nahen Osten nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches unter sich aufteilten) ist ein klassisches Beispiel dieser Politik. Frankreich und England gelang es, die Araber zu benutzen und zu manipulieren, indem sie ihnen die »Befreiung vom Joch« des Osmanischen Reiches vorgaukelten.
In Wirklichkeit war das Osmanische Reich ein Vielvölkerstaat, der seinen unterschiedlichen Bevölkerungen lokale und kulturelle Autonomie einräumte, aber dann dazu manipuliert wurde, sich in Richtung eines nationalistisch ausgerichteten türkischen Einheitsstaats zu entwickeln. Selbst der Völkermord an den Armeniern, der im osmanischen Anatolien [während des Ersten Weltkriegs unter der jungtürkischen Regierung] erfolgte, muss in den gleichen Zusammenhang wie die Verfolgung der Christen im Irak gestellt und analysiert werden, nämlich als Teil einer konfessionellen Hysterie, die von äußeren Mächten entfacht wurde, um das Osmanische Reich, Anatolien und die Bevölkerung des Osmanischen Reiches zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen.
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches waren es dann London und Paris, die den Arabern die Freiheit verweigerten und gleichzeitig Zwietracht unter den verschiedenen arabischen Völkern säten. Lokale korrupte arabische Herrscher waren auch an diesen Machenschaften beteiligt, und viele von ihnen schätzten sich glücklich, Vasallen Englands und Frankreichs zu werden. Im gleichen Sinne wird der »arabische Frühling« auch heute manipuliert. Die USA, England, Frankreich und andere sind dabei, mit Hilfe korrupter arabischer Führer und Handlanger, die arabische Welt und Afrika neu zu strukturieren.
 
Der Yinon-Plan
Der Yinon-Plan ist ein israelischer Strategieplan zur Garantie der israelischen Überlegenheit und stellt insofern eine Fortsetzung der britischen strategischen Zielplanung dar. Er fordert und drängt darauf, dass Israel seine geopolitische Umgebung über eine Balkanisierung des Nahen und Mittleren Ostens und der arabischen Staaten in kleinere und schwächere staatliche Gebilde umgestalten müsse.
Israelische Strategieexperten sahen den Irak als die größte strategische Herausforderung seitens eines arabischen Staates an. Aus diesem Grunde stand der Irak im Zentrum der Balkanisierung des Nahen und Mittleren Ostens und der arabischen Welt. Auf der Grundlage der Konzepte des Yinon-Plans haben israelische Strategen die Aufteilung des Irak in einen kurdischen Staat und zwei arabische – einen schiitischen und einen sunnitischen – Staaten gefordert. Den ersten Schritt zur Umsetzung dieser Pläne bildete der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran, der schon im Yinon-Plan [dieses Strategiepapier wurde nach seinem Verfasser Oded Yinon, einem hochrangigen Mitarbeiter des israelischen Außenministeriums, der es 1982 veröffentlichte, benannt] erörtert worden war.
Die Zeitschrift The Atlantic und das amerikanische Armed Forces Journal veröffentlichten beide 2006 weitverbreitete Karten, die sich an den Konzepten des Yinon-Plans orientierten. Neben einem dreigeteilten Irak, den auch der sogenannte »Biden-Plan« des heutigen amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden vorsah, setzte sich der Yinon-Plan auch für eine Aufteilung des Libanon, Ägyptens und Syriens ein. Auch die Zersplitterung des Iran, der Türkei, Somalias und Pakistans passt in das Konzept dieser Politik. Darüber hinaus befürwortet der Yinon-Plan eine Auflösung [der existierenden staatlichen Strukturen] Nordafrikas, die, so prognostiziert er, von Ägypten ausgehen und dann auf den Sudan, Libyen und den Rest der Region übergreifen werde.
 
Die Auslöschung der christlichen Gemeinden des Nahen und Mittleren Ostens
Es ist keineswegs ein Zufall, dass die ägyptischen koptischen Christen vor den Unruhen in Libyen und gleichzeitig mit dem Referendum im Sudan Ziel von Angriffen wurden. Und ebenso wenig ist es Zufall, dass die irakischen Christen, die zu den ältesten Gemeinden der Welt gehören, ins Exil gezwungen wurden und ihre angestammte Heimat im Irak verlassen mussten. Zeitgleich zum Exodus der irakischen Christen, der sich unter den wachsamen Augen der amerikanischen und britischen Soldaten vollzog, wurden diese Viertel in Bagdad von Moslems übernommen, wobei man die schiitischen und sunnitischen Gruppen mit Gewalt und unter Einsatz von Todeskommandos zwang, sich nicht zu mischen, sondern  jeweils nach Zugehörigkeit getrennte Enklaven zu bilden. Auch diese Vorgehensweise steht mit dem Yinon-Plan und der Umgestaltung der Region als Teil einer umfassenden Strategie im Zusammenhang.
Im Iran versuchten die Israelis vergeblich, die iranische jüdische Gemeinschaft zum Verlassen des Landes zu bewegen. Die jüdische Bevölkerung des Iran ist die zweitgrößte im Mittleren Osten und sie ist wohl die älteste jüdische Gemeinschaft der Welt mit ungebrochener Tradition. Die iranischen Juden sehen sich wie ihre moslemischen und christlichen Mitbürger als Iraner mit einer engen Bindung an ihre Heimat. Die Vorstellung, sie müssten jetzt nach Israel umsiedeln, nur weil sie Juden sind, erscheint ihnen absurd.
Im Libanon versuchte Israel konfessionelle Spannungen zwischen den verschiedenen christlichen und moslemischen Gruppen sowie den Drusen zu schüren. Der Libanon ist das Sprungbrett nach Syrien, und seine Aufteilung in verschiedene Staaten wird als Mittel gesehen, auch in Syrien eine Aufsplitterung in kleinere konfessionell organisierte arabische Staaten herbeizuführen. Hinter dem Yinon-Plan steht die Absicht, den Libanon und Syrien entlang religiöser und konfessioneller Identitäten von sunnitischen und schiitischen Moslems, Christen und Drusen in verschiedene Staaten aufzuteilen. Denkbar ist auch das Ziel, auf einen Auszug der Christen aus Syrien hinzuarbeiten.
Patriarch Béchara Boutros Raï, seit 2011 neues Oberhaupt der Maronitisch-Syrischen Kirche von Antiochien, der größten autonomen mit Rom unierten Kirche des Orients, erklärte vor Kurzem, er befürchte Säuberungsaktionen gegen arabische Christen in der Levante und dem Nahen und Mittleren Osten. Der Patriarch und viele andere christliche Führer im Libanon und in Syrien fürchten eine Machtübernahme der Moslembruderschaft in Syrien. Ähnlich wie im Irak kommt es nun zu Übergriffen seitens mysteriöser Gruppen auf christliche Gemeinden in Syrien. Die Führer der orthodoxen Kirchen, einschließlich des Patriarchen von Jerusalem, haben ebenfalls öffentlich ihrer tiefen Sorge Ausdruck verliehen. Neben den christlichen Arabern werden diese Befürchtungen auch von assyrischen und armenischen Gemeinden, die in der Mehrzahl christlichen Glaubens sind, geteilt.
Patriarch Raï hielt sich vor Kurzem zu einem Besuch in Frankreich auf, wo er auch mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy zusammentraf. Berichten zufolge kam es hinsichtlich Syriens zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Patriarchen und Sarkozy, die Sarkozy zu der Bemerkung veranlassten, das syrische Regime werde zusammenbrechen. Nach Auffassung von Patriarch Raï sollte man sich nicht in die inneren Angelegenheiten Syriens einmischen, sondern Reformen zulassen. Der maronitische Würdenträger wies Sarkozy zudem daraufhin, dass Israel als Bedrohung angesehen werden müsse, wenn Frankreich zu Recht wolle, dass sich die Hisbollah entwaffnen lasse. [Die Hisbollah hatte sich oft ihrer von der UN geforderten Entwaffnung mit dem Argument widersetzt, dass der Grund für den Aufbau der Hisbollah, nämlich die israelische Besatzung, noch nicht aufgehoben sei.]
Seine Äußerungen in Frankreich brachten Raï den umgehenden Dank führender christlicher und moslemischer Vertreter in der Syrischen Arabischen Republik ein, mit denen er im Libanon zusammentraf. Die Hisbollah und ihre politischen Verbündeten im Libanon, zu denen die meisten christlichen Abgeordneten des libanesischen Parlaments gehören, begrüßten ebenfalls die Äußerungen des Patriarchen, der später zu einer Rundreise durch den südlichen Libanon aufbrach.
Wegen seiner Haltung gegenüber der Hisbollah und seiner Weigerung, sich dem Chor derjenigen anzuschließen, die den Sturz des syrischen Regimes fordern, wurde Patriarch Raï von den Allianz des 14. März, einer Parteienkoalition unter Führung von Saad al-Hariri, scharf kritisiert. Saad Hariri plant  derzeit eine Konferenz christlicher Persönlichkeiten als Gegenpol zu Patriarch Raï und der Haltung der maronitischen Kirche. Nachdem Raï seine Position deutlich gemacht hatte, begann auch die Tahrir-Partei, die sowohl im Libanon als auch in Syrien aktiv ist, ihn zu kritisieren. Berichten zufolge haben hochrangige Vertreter der amerikanischen Regierung als Zeichen ihrer Verstimmung über seine Äußerungen zur Hisbollah und zu Syrien ihr geplantes Treffen mit dem maronitischen Patriarchen abgesagt.
Die von Hariri geführte Allianz des 14. März, die eigentlich immer eine populäre Minderheit darstellt, (auch wenn sie die größte Fraktion im Parlament stellt), arbeitet mit den USA, Israel, Saudi-Arabien, Jordanien und den Gruppen in Syrien, die dort Gewalt und Terror einsetzen, eng zusammen. Die Moslembruderschaft und andere sogenannte salafistische Gruppen aus Syrien haben Geheimgespräche mit Hariri und den christlichen politischen Parteien in der Allianz des 14. März geführt. Und hier ist auch der Grund für die Angriffe Hariris und seiner Allianz auf Patriarch Raï zu suchen. Es waren auch Hariri und seine Allianz, die die terroristische Untergrundorganisation Fatah Al-Islam (»Sieg des Islam«) in den Libanon brachten und nun einigen ihrer inhaftierten Mitglieder dabei halfen, zu entkommen und als Kämpfer nach Syrien zu ziehen.
Washington, Tel Aviv und Brüssel wollen einen Exodus der Christen aus dem Nahen und Mittleren Osten erreichen. Berichten zufolge soll Sarkozy Patriarch Raï in Paris erklärt haben, die christlichen Gemeinden der Levante und des Nahen und Mittleren Ostens könnten sich in der Europäischen Union ansiedeln. Das ist alles andere als ein großherziger Vorschlag. Es ist geradezu eine Ohrfeige der gleichen Mächte, die bewusst die Rahmenbedingungen geschaffen haben, die nun zu einer Auslöschung oder der Vertreibung der seit der Antike im Nahen und Mittleren Osten lebenden christlichen Gemeinden führen könnten. Hinter diesen Umsiedlungsplänen für die christlichen Gemeinden steht scheinbar die Absicht, die arabischen Nationen auf diesem Wege zu ausschließlich moslemischen Ländern zu machen. Auch dies steht im Einklang mit dem Yinon-Plan.
 
Die Neuaufteilung Afrikas: Der Yinon-Plan ist immer noch aktuell und wird umgesetzt …
Im gleichen Zusammenhang wie die konfessionelle Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens haben die Israelis auch Pläne zur Neugestaltung Afrikas auf der Grundlage dreier Kriterien entwickelt:
1. ethno-linguistische Kriterien, 2. Hautfarbe und 3. Religion.
Offenbar denkt man an eine Teilung Afrikas in einen sogenannten »schwarzafrikanischen« und einen »nichtschwarzafrikanischen« nördlichen Teil. Dies entspräche im Groben einer Aufteilung Afrikas in  »Schwarze« und »Araber«. Es geht hier um den bereits laufenden Versuch, die Entstehung einer gemeinsamen arabisch-afrikanischen Identität zu verhindern.
Dieses Fernziel steht auch hinter dem absurden Identitätskonflikt eines »afrikanischen« Südsudan und eines »arabischen« nördlichen Sudan, der immer wieder beschworen und geschürt wird. Aus diesem Grunde wurden auch schwarze Libyer zum Ziele einer »farbigen Säuberung«. Die arabische Identität in Nordafrika wird von ihrer afrikanischen Identität abgeschnitten. Gleichzeit versucht man die zahlenmäßig umfangreiche Gruppe »schwarzer Araber« auszurotten, sodass man eine klare Trennungslinie zwischen »Schwarzafrika« und einem neuen »Nichtschwarzafrika« im Norden ziehen kann, das dann aber Schauplatz von Kämpfen zwischen den verbleibenden »nichtschwarzen« Berbern und den Arabern werden würde.
Im gleichen Zusammenhang werden Spannungen zwischen Moslems und Christen in Afrika etwa im Sudan und Nigeria geschürt, um weitere Risse und Spannungen (und somit weitere »Sollbruchstellen« für Konflikte) zu erzeugen. Indem man diese Spannungen und das Trennende auf der Grundlage von Hautfarbe, Religion, ethnischer Zugehörigkeit und Sprache fördert und schürt, sollen Zwietracht und Uneinigkeit in Afrika als Teil einer umfassenden Strategie gesät werden, mit der man Nordafrika vom Rest des Kontinents abspalten will.
 
Israel und der afrikanische Kontinent
Die Israelis sind seit vielen Jahren in aller Stille auf dem afrikanischen Kontinent aktiv. In der Westsahara, die von Marokko besetzt ist, halfen sie bei der Errichtung einer Trennmauer, wie sie von ihnen bereits im israelisch besetzten Westjordanland errichtet worden war. Im Sudan bewaffnete Tel Aviv separatistische Bewegungen und Aufständische, und in Südafrika unterstützten die Israelis das Apartheidregime und dessen Besetzung Namibias. Im Jahr 2009 erklärte das israelische Außenministerium, man werde sich jetzt wieder intensiv mit Afrika auseinandersetzen.
Zwei Ziele stehen in Afrika dabei für Israel im Vordergrund: die Umsetzung des Yinon-Plans im Einklang mit seinen eigenen Interessen, und zweitens will man den USA dabei helfen, die Hegemonialmacht in Afrika zu werden. Vor diesem Hintergrund setzten sich die Israelis auch für den Aufbau von AFRICOM ein. Das Institut für fortgeschrittene strategische und politische Studien (IASPA), eine wichtige israelische Denkfabrik, ist ein Beispiel für diese Politik.
Washington hat teilweise auch nachrichtendienstliche Tätigkeiten in Afrika an Israel »ausgelagert«. So ist Tel Aviv als eine Partei in einer umfassenden und tiefgreifenden Auseinandersetzung nicht nur »in« Afrika, sondern »um« Afrika beteiligt. In diesem »Krieg« arbeitet Tel Aviv Hand in Hand mit Washington und der EU gegen China und dessen Verbündete zusammen, zu denen auch der Iran gehört.
Teheran arbeitet dabei auf ähnliche Weise eng mit China wie auf der anderen Seite Tel Aviv mit Washington zusammen. Der Iran unterstützt die Chinesen in Afrika über seine Verbindungen und Beziehungen. Dazu zählt auch die enge Verbundenheit Teherans mit privaten libanesischen und syrischen Wirtschaftsinteressen in Afrika. So hat sich neben der übergeordneten Rivalität zwischen Washington und Beijing auch eine Konkurrenz zwischen Israel und dem Iran in Afrika entwickelt.[1] Der Sudan ist aufgrund der iranischen Unterstützung in der Waffenherstellung der drittgrößte afrikanische Waffenproduzent. Und während der Iran Khartum militärisch unterstützt, wie sich auch in verschiedenen Vereinbarungen zur militärischen Zusammenarbeit ausdrückt, ist Israel seinerseits an verschiedenen Aktionen gegen den Sudan beteiligt.[2]
 
Israel und Libyen
Libyen wurde als »Störenfried« gesehen, weil es die Interessen der früheren Kolonialmächte in Afrika behinderte. In diesem Zusammenhang hatte Libyen zahlreiche panafrikanische Entwicklungsinitiativen ergriffen, die auf eine Industrialisierung Afrikas abzielten und den Kontinent an eine integrierte und durchsetzungsfähige politische Einheit heranführen sollten. Diese Initiativen widersprachen den Interessen auswärtiger Mächte, die miteinander in Bezug auf Afrika in Konkurrenz standen. Vor allem aber für Washington und die größeren EU-Staaten war diese Politik inakzeptabel. Aus Sicht dieser Mächte musste Libyen zerschlagen und neutralisiert und damit die Möglichkeit genommen werden, Motor des afrikanischen Fortschritts und panafrikanischer Einheitsbestrebungen zu sein.
Israel und der israelischen Lobby kam eine entscheidende Rolle dabei zu, dem Vorwand für ein militärisches Eingreifen der NATO in Libyen den Boden zu bereiten. Israelischen Quellen zufolge sorgte die Nichtregierungsorganisation U.N.Watch dafür, dass Libyen aus dem UN-Menschenrechtsrat in Genf ausgeschlossen wurde, und forderte den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zum Eingreifen auf.[3] U.N.Watch wurde 1993 vom American Jewish Committee (AJC) gegründet. Das AJC hat erheblichen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik und gehört zur israelischen Lobby in den USA. Und die International Federation for Human Rights (FIDH), die daran beteiligt war, die unbestätigten Beschuldigungen über 6.000 Menschen, die von Gaddafi abgeschlachtet worden sein sollen, zu verbreiten, hängt mit der israelischen Lobby in Frankreich zusammen.
Tel Aviv stand gleichzeitig mit dem Nationalen Übergangsrat und der Regierung in Tripolis in Verbindung. Mossad-Agenten, darunter der frühere Stationschef, hielten sich in Tripolis auf, während gleichzeitig französische Mitglieder der israelischen Lobby Bengasi besuchten. In einer witzigen, aber wohl unbeabsichtigten Ironie behauptete der Übergangsrat später, Oberst Gaddafi arbeite mit Israel zusammen, während der Rat gegenüber dem Sonderberater des französischen Präsidenten Sarkozy, Bernhard-Henri Lévy, versprach, Israel anzuerkennen. Lévy informierte dann führende israelische Politiker über dieses Angebot.[4] Ein ähnliches Muster der Vorgehensweise (wie im Falle der israelischen Verbindungen zum libyschen Übergangsrat) zeigt sich zuvor auch im Südsudan, der von Israel mit Waffen versorgt wurde.
Trotz der Offerte des Nationalen Übergangsrates an Israel versuchen die Anhänger des TNC, Gaddafi immer noch mit der Behauptung zu diskreditieren, er sei eigentlich Jude – dies ist nicht nur falsch, sondern zugleich bigott. Diese Vorwürfe sollten zu einer Art Rufmord führen, als ob die Tatsache, Jude zu sein, etwas Negatives darstelle.
In Wirklichkeit gehören Israel und die NATO zum gleichen Lager. Israel ist praktisch NATO-Mitglied. Hätte Gaddafi mit Israel zusammen intrigiert, während der Übergangsrat mit der NATO zusammenarbeitet, hätte dies bedeutet, dass beide Seiten gegeneinander ausgespielt worden wären.
 
Das geopolitische Schachbrett wird für den »Kampf der Kulturen« vorbereitet
Alle Einzelteile müssen jetzt noch zusammengefügt und die Zusammenhänge hergestellt werden.
Das geopolitische Schachbrett wird für einen »Kampf der Kulturen« vorbereitet, und alle Figuren werden auf dem Schachbrett in Stellung gebracht.
Die arabische Welt befindet sich in einem Prozess der Absperrung, und es werden klar umrissene Abgrenzungslinien geschaffen. Diese Trennungslinien sollen die nahtlosen Übergänge zwischen unterschiedlichen ethno-linguistischen Hautfarben und Religionen und religiösen Gruppierungen ersetzen.
Nach diesem Konzept soll es keine gleitenden Übergänge zwischen Gesellschaften und Ländern mehr geben. Aus diesem Grund sind die Christen im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika, wie etwa die Kopten, jetzt in die Schusslinie geraten. Und aus dem gleichen Grund sehen sich schwarzhäutige Araber und schwarzhäutige Berber sowie andere nordafrikanische Bevölkerungsgruppen der Gefahr eines Völkermordes in Nordafrika gegenüber.
Dahinter steht das Ziel, einen ausschließlich »moslemischen Nahen und Mittleren Osten« (mit Ausnahme Israels) zu errichten, der in innere Streitigkeiten zwischen Schiiten und Sunniten verstrickt ist. Ein ähnliches Szenario ist für die Region eines »nichtschwarzen Nordafrikas« vorgesehen, die von Streitigkeiten zwischen Arabern und Berbern gekennzeichnet wäre. Parallel dazu sollen der Nahe und Mittlere Osten sowie Nordafrika gleichzeitig in einem Zustand konfliktträchtiger Spannung mit dem sogenannten »Westen« und »Schwarzafrika« gehalten werden.
Deshalb erklärten Nicolas Sarkozy in Frankreich und der Premierminister David Cameron in England unmittelbar nacheinander in der Anfangsphase des Konfliktes in Libyen, die Zeit des Multikulturalismus in ihren jeweiligen westeuropäischen Gesellschaften gehe zuende.[5]
Wirklicher Multikulturalismus stellt die Legitimität der Kriegsagenda der NATO in Frage und behindert die Umsetzung des Konzeptes des »Kampfes der Kulturen«, das den Eckpfeiler amerikanischer Außenpolitik bildet. Der frühere amerikanische nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski erläutert, warum Multikulturalismus in Washington und seinen Verbündeten als Bedrohung gesehen wird: »In dem Maße, in dem Amerika zunehmend multikultureller wurde, wuchsen die Schwierigkeiten, in politischen Fragen einen Konsens zu finden [z. B. Krieg mit der arabischen Welt, China, dem Iran, oder Russland und der früheren Sowjetunion]; eine Ausnahme bildete nur eine wirklich massive und allgemein anerkannte direkte Bedrohung von außen. Ein solcher Konsens existierte im Zweiten Weltkrieg und selbst während des Kalten Krieges [und existiert heute aufgrund des »weltweiten Krieges gegen den Terror«].«[6] Brzezinskis nächster Satz betrifft das Kriterium, aufgrund dessen Bevölkerungen Kriege unterstützen oder sich ihnen widersetzen würden: »[Der Konsens] gründete sich aber nicht nur darin, dass man tiefempfundene gemeinsame Werte teilte, die nach Ansicht der Öffentlichkeit bedroht seien, sondern auch in einer kulturellen und ethnischen  Wesensverwandtschaft mit den vorwiegend europäischen Opfern eines feindlichen Totalitarismus.«[7]
Auch wenn es vielleicht den Eindruck einer Litanei erweckt, sollte noch einmal darauf hingewiesen werden, dass diese genau der Absicht entspricht, die kulturellen Affinitäten zwischen der Region des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas (MENA) und der sogenannten »westlichen Welt« und dem Afrika südlich der Sahara aufzubrechen, und der Grund dafür ist, dass gegen Christen und Menschen mit schwarzer Hautfarbe vorgegangen wird.
 
Ethnozentrismus und Ideologie: die heutige Rechtfertigung von »gerechten Kriegen«
In der Vergangenheit haben die westeuropäischen Kolonialmächte ihre Völker indoktriniert, um auf diese Weise die Unterstützung der Öffentlichkeit für ihre kolonialen Eroberungen zu gewinnen. Dazu verbreitete man den christlichen Glauben und förderte christliche Werte mit Unterstützung bewaffneter Händler und von Kolonialarmeen.
Gleichzeitig wurden rassistische Ideologien entwickelt. Die Menschen, deren Land man kolonialisierte, wurden als »Untermenschen«, als unterlegen oder seelenlos bezeichnet. Schließlich wurde sogar das Bild bemüht, der »weiße Mann« müsse »die Bürde schultern« [eine Anspielung auf das Gedicht The White Man’s Burden von Rudyard Kipling] und die Aufgabe übernehmen, die sogenannten »unzivilisierten Völker der Welt« zu zivilisieren. Dieser geschlossene ideologische Rahmen stellte »Kolonialismus« als eine »gerechte Sache« dar. Und Letzteres wurde dann im Gegenzug als Rechtfertigung herangezogen, »gerechte Kriege« als Mittel zur Eroberung und »Zivilisierung« fremden Bodens zu führen.
Die heutigen imperialistischen Vorstellungen der USA, Englands, Frankreichs und Deutschlands haben sich demgegenüber kaum verändert. Lediglich die Vorwände und Rechtfertigungen der neokolonialen Kriege sind andere geworden. In der Kolonialzeit wurden die Darstellungen und Rechtfertigungen der Kriege von der öffentlichen Meinung in den Kolonialmächten wie England und Frankreich geteilt. Die heutigen »gerechten Kriege« und »gerechten Anliegen« werden unter dem Banner von Frauenrechten, Menschenrechten, humanitären Grundsätzen und Demokratie geführt.
 
Anmerkungen:
[1] Israel and Iran in Africa: »A search for allies in a hostile world«, in The Economist , 4. Februar 2011.
[2] Ebenda.
[3] Tova Lazaroff, »70 rights groups call on UN to condemn Tripoli«, in Jerusalem Post, 22. Februar 2011.
[4] »Libyan rebels will recognise Israel, Bernard-Henri Lévy tells Netanyahu«, in: Radio France Internationale, 2. Juni 2011.
[5] Robert Marquand, »Why Europe is turning away from multiculturalism«, In: Christian Science Monitor, 4. März  2011.
[6] Zbigniew Brzezinski, The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives, New York, 1997, S. 211 (in deutscher Sprache 1997 unter dem Titel Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft erschienen)
[7] Ebenda.





05.11.2011   Kopp Verlag

        Das Euro-Abenteuer: Deutschland blutet aus

Carlos A. Gebauer

Ein Buch wie dieses hätte leicht misslingen können: Das Euro-Abenteuer geht zu Ende. Denn die fünf Professoren, die es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht haben, die Fehlkonstruktion der Gemeinschaftswährung zu kritisieren, sind bekanntlich mit ihrem Ansinnen (noch) nicht durchgedrungen. Allzu leicht hätte das gemeinschaftlich verfasste Buch daher zu einer larmoyanten Darstellung eigenen Besserwissens und Scheiterns werden können. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Mit der Präzision eines sachkundigen Zeitzeugen bringen die Verfasser ihre Kritik an der Kunstwährung »Euro« bestens verständlich auf den Punkt. Eine der wichtigsten Erkenntnisse lautet: Der Euro nutzt unserem Land nicht nur nicht, sondern er schadet uns – Deutschland blutet aus.

Der Leser, der sich dem Thema in den vergangenen Jahren (und Jahrzehnten) nicht gewidmet hatte, weil er in allzu naivem Vertrauen auf die Ordnungsmäßigkeit des politischen Währungsprojekts vertraut hatte, wird konsequent eines Besseren belehrt. Mehr noch: Geradezu faszinierend ist, wie die Verfasser in der Vergangenheit präzise prophetisch das vorhergesagt haben, was derzeit zum Thema die Tagespresse füllt. Man hätte es von Anfang an besser wissen können. Die – nach Einschätzung der Bundeskanzlerin – »größte Krise Europas seit dem Zweiten Weltkrieg« wäre mit währungspolitischer Kenntnis und Vernunft der Akteure ohne weiteres zu vermeiden gewesen.

 
An das gemeinsam verfasste Vorwort der Professoren schließen sich sechs Einzelkapitel an, die jeweils von einem der Verfasser bearbeitet wurden. Einzig Karl Albrecht Schachtschneider, der die Kläger als Prozessbevollmächtigter in deren Klagen bei dem Bundesverfassungsgericht immer wieder vertreten hatte, ist mit zwei aufeinander folgenden Kapiteln vertreten.
Wilhelm Hankel eröffnet den Reigen der Fundamentalkritik mit der Feststellung, dass der Euro letztlich auf der politischen Obsession beruht, einen geradezu größenwahnsinnigen Megastaat zu schaffen, der auf der Weltbühne als »Global Player« auftreten solle. Dass der Ansatz hierzu den alten Kontinent jedoch mitnichten stärkt, sondern ganz im Gegenteil über kurz oder lang schwächen wird, zeigt Hankel anhand einer beeindruckenden Vielzahl von Fakten. Für ihn ist die europäische Währungsunion das »waghalsigste Experiment, das die Geldgeschichte kennt«.
Die europäischen Staaten werden nicht durch den Euro stark. Vielmehr haben sie ihre goldenen Zeiten gerade dann gesehen, als es den Euro noch nicht gab. Die ununterbrochenen »Rettungsaktionen« für den Euro stärken ihn nicht, sondern schwächen ihn. Dass sie auf wiederholten Rechtsverletzungen beruhen, macht die Sache doppelt bitter.
Mit Blick auf die derzeit auf Griechenland einstürmenden Sparmaßnahmen mahnt Hankel, sich an die Sparpolitik des deutschen Reichskanzlers Heinrich Brüning zu erinnern, der seinerzeit die deutsche Volkswirtschaft binnen  anderthalb Jahren so abwürgte, dass ein Millionenheer von Arbeitslosen schließlich Hitler erst möglich machte. Indem Währungs- und Staatskonstruktion sich in immer komplizierteren Regulierungen verlieren, wird Europa zum exakten Gegenteil eines modernen, schlanken, transparenten, effizienten und sparsamen Staates. Stattdessen werden Statistiken geschönt und Inflationspotenziale geschaffen.
Das instabile Geld destabilisiert die Gesellschaften insgesamt. Mit erschreckender Folgerichtigkeit und vielfach mit Tatsachen unterlegt warnt Hankel vor der sich anbahnenden »Sozialkatastrophe« in Europa. Mit den ursprünglichen Erfolgsrezepten Ludwig Erhards für ein prosperierendes Europa haben Schattenhaushalte und Schrott-Anleihen, eine Europäische Zentralbank als »Bad Bank« und staatliche Insolvenzverschleppung unter dem Deckmantel zeitkaufender Rettungspakete nichts mehr gemein. Der deutsche Haushalt wird in wesentlichen Teilen verpfändet, und Deutschland selbst verliert seine wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit.
Das Experiment wird nach Einschätzung von Hankel scheitern, und die zentrale Frage ist: Wie wird das »peinliche Schauspiel der Rat- und Hilflosigkeit« der europäischen Politiker beendet? Ein wesentlicher Ansatz hierzu ist, schwankende Wechselkurse innerhalb der Europäischen Union zuzulassen und diese nicht nominal in Geldeinheiten, sondern wieder real in Kaufkraft auszudrücken.
Hankel räumt zugleich mit der durch Wiederholung nicht richtiger werdenden Darstellung auf, Deutschland müsse eine Aufwertung einer neuen nationalen Währung fürchten. Und er schließt mit dem optimistischen Ausblick, auf Dauer lasse sich »dieser Kontinent der nachdenklichen, gebildeten und kritischen Bürger nicht mit Unvernunft regieren«. Insbesondere Deutschland sieht er dabei wegen seiner Geschichte in der besonderen Pflicht, eine erneute Sozialkatastrophe in Europa zu verhindern.
Das von Wilhelm Nölling beigesteuerte Kapitel trägt den nicht weniger dramatischen Titel: »Die Euro-Höllenfahrt«. Auch Nölling erkennt in dem Euro-Projekt ein Unglück für Deutschland und Europa. Die Währung birgt nach seiner Auffassung das Potenzial, den Kontinent zu zerreißen. Interessanterweise widerspricht diese Auffassung Nöllings der Einschätzung beispielsweise Angela Merkels diametral. Denn Europa droht ihm zufolge nicht dann ein Scheitern, wenn der Euro fällt, sondern im Gegenteil gerade dann, wenn an ihm gegen allen Sinn und Verstand aus politischer Motivation festgehalten wird.
Nölling ist nicht der erste Ökonom, der weiß: Es ist auch der entschlossensten Politik nicht möglich, elementare Marktgesetze außer Kraft zu setzen. Alle »Rettungsbemühungen« der so genannten Euro-Gruppe scheitern faktisch an dieser grundlegenden ökonomischen Erkenntnis. Interessanterweise hatte selbst der legendäre Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller schon in der Frühphase der Arbeiten für eine Währungsunion darauf hingewiesen, dass diese nur scheitern kann. Nölling paraphrasiert den berühmten Satz Willy Brandts bezogen auf den Euro mit den Worten: »Was nicht zusammen gehört, wächst auch nicht zusammen.«
Mehrere historische Rückblicke auf die Entstehung der gegenwärtigen Krise verdeutlichen schmerzhaft, wie absehbar das Scheitern der Einheitswährung war. Eine beeindruckende Vielzahl politischer und ökonomischer, aber auch publizistischer Berühmtheiten hatte sich schon von Beginn an warnend zu Wort gemeldet. Augenscheinlich waren diese Warnungen nicht laut genug. Exemplarisch mag an dieser Stelle nur Rudolf Augstein zitiert sein mit den Worten: »Der Euro kommt. Er wird nicht funktionieren.« Und seine Einführung ziele »darauf ab, Deutschland zu schwächen«. In dieses Bild fügen sich auch weitere Zitate.
Auch dem zwischenzeitlichen EU-Kommissar Verheugen hatte sich bereits entdeckt, dass es bei der gesamten Euro-Konstruktion wesentlich nur darum ging, Deutschland zu schwächen. Auch dies gibt erkennbar der Einsicht Nahrung, dass der Tod der D-Mark – in den Worten von Wolfgang Schäuble – die »Morgengabe für die Wiedervereinigung« gewesen war.
Eine beeindruckende Aufzählung von Politikernamen, die allesamt mangels ökonomischer Kenntnis und durch Bereitschaft zum Rechtsbruch dem Entstehen der heutigen Krisensituation Vorschub geleistet haben, rundet Nöllings Darstellung ab. Auch einer zentralen Wirtschaftsregierung in Brüssel kann niemals gelingen, die jetzigen »Rettungsgarantien« jemals an die Garantiegeber zurück zu leisten. Bitter ist auch der gleichzeitige Blick in das Innere der bundesrepublikanischen Landeshaushalte: »Während die Haftung Deutschlands zur Rettung des Euro der Höhe nach und zeitlich unbegrenzt ist, stellt der in der deutschen Öffentlichkeit so gut wie unbekannte >Stabilitätsrat< im Mai 2011 fest, dass den Ländern Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein und Saarland sogenannte >Gegenmaßnahmen< wegen ihrer >Haushaltsnotlagen< drohen. Die Gefahr wird greifbar, dass die finanziellen Turbulenzen auf die Realwirtschaft durchschlagen und die Versorgung der Menschen ganz tatsächlich gefährdet wird.« Mit Blick auf seine eigenen Warnungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten beendet Nölling sein Kapitel mit der Feststellung: »Es schmerzt, Recht behalten zu haben.«
Karl Albrecht Schachtschneider stellt in den von ihm bearbeiteten beiden Kapiteln fundiert, breit und kenntnisreich die Entwicklung der Euro-Rettungspolitik seit dem Jahre 2010, insbesondere also im Zusammenhang mit der so genannten Griechenlandhilfe, dar und skizziert »Unrecht und Unvernunft des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)«.
In einer beeindruckenden Anhäufung von Fakten und Quellen beschreibt Schachtschneider die gesetzlichen und verwaltungstechnischen Verirrungen zur »Euro-Rettung«, die zwischenzeitlich durchaus Notstands- und Ausnahmecharakter erreicht haben. Welcher seriöse Politiker könnte beispielsweise die privatrechtliche Gründung einer Zweckgesellschaft in Luxemburg für das ordentliche Mittel der Wahl zur Lösung internationaler Währungsaufgaben betrachten? Stand nicht gerade Luxemburg noch in dem Ruch, ein finanzpolitischer Schurkenstaat zu sein, gegen den Männer wie Peer Steinbrück am liebsten die Kavallerie ausrücken ließen?
Die Darstellungen Schachtschneiders zu den einzelnen Rechtsquellen des Währungsrettungsgeschehens und seine – wie stets – mit klarer Kritik nicht zurückhaltenden Wertungen sind ersichtlich geprägt von seiner Arbeit als Prozessbevollmächtigter vor dem Bundesverfassungsgericht. Auch der fachlich vorgebildete Leser wird diesen Darstellungen daher vielerlei neue Details zu den juristischen Ungeheuerlichkeiten dieser Währungspolitik entnehmen können. Dass die Gesamtkonstruktion mit dem System und auch den Werten des Grundgesetzes nicht mehr vereinbar ist, wird aus der Lektüre fraglos deutlich.
Dieter Spethmann betrachtet das Euro-Projekt aus unternehmerischer Sicht und erkennt es als Werk der Ideologie. Zur Verantwortung eines Deutschen in Europa aber gehöre, Ideologien entgegenzutreten. Die mangelnde Tatsachenanbindung der Einheitswährung werde Europa in eine tiefe Krise stürzen. Alleine die Hilfen für das absurd überschuldete Griechenland bringen Deutschland zügig an die Grenzen seiner eigenen Belastbarkeit. Dass Portugal und Spanien in demselben Strudel schwimmen wie Griechenland, wird von Spethmann unter Bezugnahme auf internationale Statistiken beeindruckend belegt.
In der Folge werden Deutschland all jene Mittel, die durch Hilfszahlungen abfließen, fehlen, um sie in die eigene reale Wirtschaft zu investieren. Spethmanns Analyse deckt sich mit der von Wilhelm Hankel, dass der Euro Deutschland mitnichten nütze, sondern in Wahrheit schade. Deutschland blutet in Richtung Europa aus. Verrechnungen und Subventionen, Beitragszahlungen und Garantien summieren sich zu faktisch nicht mehr tragbaren Lasten. Das Gleichgewicht zwischen Finanz- und Realwirtschaft geht verloren. Der Refinanzierungsbedarf der Krisenländer wird zu Papiergeldschwemmen führen, deren Geldflut die Inflation treibt. Neue Krisen sind unter dieser Politik unausweichlich. Die Schlussfolgerungen Spethmanns lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Der Euro ist eine neue Übertreibung der Papiergeldphilosophie, und seine Ideologie hat mit europäischer Realwirtschaft nichts mehr gemein.
Joachim Starbatty schließlich erklärt die Mechanismen, die unausweichlich zu einem Zerreißen der Eurozone führen müssen. Die vermeintliche politische Königsstrategie, Einheit in Europa durch den Sachzwang der einheitlichen Währung herzustellen, führt in den Abgrund. Geld ist nicht mehr stabil, sondern es ist politisiert. Die Transferunion in Europa nimmt ihren Lauf, und alles Reden von Stabilität steht mit den Realitäten auf Kriegsfuß. Nüchtern ist Starbattys Feststellung: »Im finanzpolitischen Tagesgeschäft steuern nicht Regeln das politische Verhalten, sondern politisches Verhalten steuert die Regeln.«
Auch Starbatty führt eine beeindruckende Vielzahl von politischen Großnamen zusammen, die allesamt wussten, dass der Euro nicht funktionieren kann, die ihn aber dennoch mit aller Gewalt umsetzen wollten. Besonders peinlich für Bundestagsabgeordnete sind seine Zitate aus den Parlamentsprotokollen. Dort wird noch für den März 2010 vermerkt, dass »rote Linien« der europäischen Finanzpolitik auf breiten Beifall stießen, die kurz danach leichtfüßig überrannt wurden. Recht scheint für diese Konstrukteure keinerlei Hemmnis darzustellen.
Starbatty zitiert das Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, mit der bitteren Rede von einer »putschistischen Eile«, mit der das Eurokonstrukt von einer Rettung zur anderen getrieben wird. Die Europäische Zentralbank verkommt zu einem Totengräber der Geldwertstabilität. Mahnend zitiert Starbatty aber Alfred Müller-Armack: »Man muss Inflationen wie Diktatoren bekämpfen, bevor sie die Macht erobert haben.«
Aus den politischen Unsäglichkeiten, Inkompetenzen oder schlicht Unverfrorenheiten sticht schließlich das Wort Jean-Claude Junckers aus dem Jahre 1998 besonders heraus: Künftige Transfers innerhalb der Währungsunion seien so unwahrscheinlich »wie eine Hungersnot in Bayern«. Möge das Schicksal geben, dass die Demontage des Finanzsystems nicht zuletzt tatsächlich so weit getrieben wird, dass sie über eine Zerstörung der Realwirtschaft auch dieses bittere Wort noch bestätigt.






05.11.2011  Kopp Verlag

Mainstream-Stress von Anfang an: der Kampf im Kindergarten

Birgit Kelle

Albert Einstein hatte es schon früh erkannt: »Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.«

Es ist schwer, als schwarzes Schaf in einer Gruppe zu bestehen oder gar als Wolf. Zu groß ist oft der Zwang, sich seiner eigenen »Herde« zu beugen. Man will dazugehören, anerkannt und ein Teil der Gemeinschaft sein. Schon als Erwachsener ist es nicht leicht, doch wie Forscher gerade herausfanden, stehen schon kleinste Kinder unter dem gleichen Druck, den wir als Erwachsene täglich spüren im Privatleben, bei der Arbeit und in der Öffentlichkeit. Der renommierte kanadische Entwicklungspsychologe Gordon Neufeld beschreibt in seinem Buch Unsere Kinder brauchen uns die Gleichaltrigenorientierung als die Zerstörung der persönlichen Entwicklung schon kleinster Kinder.

 
Schon Vierjährige beugen sich der Meinung der Gruppe – auch wenn sie sicher wissen, dass die anderen im Unrecht sind. Bereits in diesem jungen Alter passen sie sich – offenbar aus Scheu vor Konflikten – der Meinung anderer an, wenn sie mit der Wahrheit alleine da stehen.
Auch in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Child Development veröffentlichten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Wissenschaftler für Psycholinguistik im niederländischen Nimwegen die Ergebnisse einer Studie mit 96 vierjährigen Jungen und Mädchen. Das Ergebnis: Die Kinder unterstützten in Tests in der Mehrheit selbst dann die Meinung ihrer Kameraden, wenn sie diese für falsch hielten. Wobei der Prozentsatz dieser Kinder höher war, wenn sie ihr Urteil den Gleichaltrigen selbst laut mitteilen mussten. Die Kinder hielten eher nur dann an ihrer ehrlichen, inneren Überzeugung fest, wenn sie diese nicht öffentlich, sondern nur einem Erwachsenen mitteilen mussten. Also wenn sie es heimlich tun konnten, ohne dass ihre Freunde es mitbekommen.
Als Ursache für das Verhalten vermuten die Forscher grundlegende soziale Erwägungen, etwa den Wunsch, von der Gruppe akzeptiert zu werden. Offensichtlich haben schon Kinder im Alter von vier begriffen, dass es nicht so einfach ist, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, wenn man mit seiner Meinung auf weiter Flur steht. Sie vermeiden also bereits in jungen Jahren, mit der Gruppe in Konflikt zu geraten, auch wenn sie dafür ihre persönlichen Überzeugungen opfern. Als Reaktion passen sie ihre öffentliche Meinung der Mehrheit an und behalten ihre innere Überzeugung für sich. Schon im Kindergarten regiert demnach der Mainstream.
Gordon Neufeld berichtet von der Gefahr der konkurrierenden Bindungen, welche die elterliche Autorität und Liebe untergraben und die zunehmende Fokussierung auf Gleichaltrige verstärken. Die natürliche Ordnung wird unterbrochen, die Kinder können die elterliche Anleitung, ihre Führung und deren Vorbilder nicht mehr erkennen.
Welche Art von Erwachsenen wohl aus angepassten Gruppenkindern werden wird? Das Experiment ist doppelt traurig: Einerseits zeigt es, dass der Gruppenzwang in unserer Gesellschaft insgesamt sehr stark ist und alle Altersklassen betrifft – und das, obwohl wir uns bemühen, ein Volk von Individualisten zu sein. Andererseits zeigt es, dass die Weichen schon in früher Kindheit gelegt werden. Bereits dann entscheidet sich, ob wir es wagen, gegen alle die Stimme zu erheben.
Ein Lichtblick zeigt sich jedoch auch: Die Kinder blieben eher standhaft zu ihrer Überzeugung, wenn sie in relativ privatem Rahmen ihre Meinung kundtun konnten. Wenn Kinder also abseits der Gruppe einen geschützten Raum haben, um ihre Überzeugung auszutesten, bleiben sie ehrlich. Wie wichtig scheint doch dieser Schutzraum, um das eigene Selbstbewusstsein auszuprägen.
Diesen Schutzraum sollte jedes Kind haben. Und dieser Schutzraum hat auch einen Namen: die Familie. Nirgendwo anders können Kinder lernen, dass es völlig in Ordnung ist, nicht wie die anderen zu sein. Dass es angemessen ist, verschiedene Meinungen zu haben. Und dass das der Freundschaft und der Liebe keinen Abbruch tut. In der Familie gibt es nicht den Zwang, sich anpassen zu müssen, um beliebt zu sein. In der Familie kann man lernen, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Weil Eltern bedingungslos lieben, ohne Rücksicht auf Mode oder Zeitgeist.
Die Familie ist oft der einzige freie Raum gerade für Kinder, die anders sind. Für Kinder, die im Kindergarten schwierig sind, die mehr können, oder weniger als andere. Die aufgeweckter oder stiller sind als das Mittelmaß der Herde. Eltern sind überzeugt, dass ihr Kind einzigartig ist, auch wenn sonst niemand daran glaubt. Hier dürfen Kinder sein, wie sie eben sind. In solch einem Umfeld kristallisieren sich dann auch Persönlichkeiten heraus, die sich von der Masse abheben. In solch einer Umgebung werden Talente erkannt, die woanders niemand sieht oder gar als Störfaktoren begriffen werden.
Wenn man allerdings beobachtet, dass die Tendenz dahin geht, dass immer mehr Kinder immer früher und immer länger in einer Gruppe den Tag verbringen, ist es beängstigend. Wo und wann sollen diese Kinder noch lernen, dem Gruppenzwang zu widerstehen? Eine Eigenschaft, die man gerade im Erwachsenenleben braucht. Wer nicht gelernt hat, seine eigene Meinung auch gegen Widerstand zu artikulieren, ist auch später als Erwachsener nicht in der Lage richtig zu handeln, wenn die Mehrheit auf dem falschen Weg ist.
Mit diesem Hintergrund wird leicht verständlich, warum man in totalitären, politischen Systemen wie dem Kommunismus oder auch dem Nationalsozialismus versucht hat, den Einfluss der Familie so gering wie möglich zu halten. Warum man die Kinder dort so früh wie möglich in staatlichen Einrichtungen oder Gruppen untergebracht hat. Es war so einfacher, die Kinder von Anfang an und bis ins Erwachsenenalter hinein zu steuern und zu lenken. Man hat systematisch den eigenen Willen und die eigene Überzeugung des Individuums durch die Wahrheit der Gruppe ersetzt. Die von Stauffenbergs und Sophie Scholls werden nicht in Gruppen groß, auch nicht Genies wie Einstein, Beethoven, Bach oder Mozart.
Auch der renommierte kanadische Kinderforscher Gordon Neufeld fand –ebenso wie die aktuellen Forscher – heraus, dass spätestens in der Pubertät der Einfluss der Freunde, der sogenannten Peergroup, oft größer wird als der der Eltern. In seinem Buch Unsere Kinder brauchen uns berichtet Neufeld  eindrucksvoll über den Abnabelungsprozess der jungen Menschen, die später ihren eigenen Weg suchen und sich deswegen von ihren Eltern abgrenzen müssen. Umso wichtiger, dass sie bis dahin das nötige Rüstzeug mit auf den Weg bekommen haben: die Kraft zu widerstehen, wenn die Freunde den Ton oder die Mode vorgeben. Die Kraft, Nein zu sagen zu Drogen, frühem Sex, Gewalt, Vandalismus – auch dann, wenn alle anderen mitmachen.
Wir dürfen nicht unterschätzen, wie hoch der Druck für unsere Kinder heute ist, das richtige Aussehen, die richtigen Klamotten und das richtige Handy zu besitzen. Nicht umsonst wollen Kids heute in der Regel berühmt oder reich werden oder am Besten beides. Die Mainstreammedien tun ihr Übriges dazu, um diesen Trend zu verstärken. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder sich nicht nur als halber Mensch verstehen, wenn sie dem Mainstream nicht entsprechen, müssen wir sie schützen, bis sie in der Lage sind, ein Nein laut zu artikulieren. Wenn wir die Leitwölfe in unserer Gesellschaft wirklich wollen, dürfen wir unsere Kinder nicht in der Schafherde allein lassen.

7.8.2011 Kopp Online

Unruhen in London: Nacht der Migrantengewalt im Stadtteil Tottenham
Udo Ulfkotte

Nachdem die britische Polizei den 29 Jahre alten afrikanischstämmigen Migranten Mark Duggan, einen »Gangster«, bei einem Feuergefecht erschossen hat, kam es in London-Tottenham zu schweren Migranten-Unruhen. Ein Mob, der per Twitter Verstärkung anforderte, zog durch die Straßen und zündete Polizeifahrzeuge, Busse und Geschäfte an. Mehrere Polizisten und Journalisten wurden schwer verletzt.

 
 Mit Hilfe von Twitter und Molotow-Cocktails haben Migranten die Londoner Polizei in der Nacht zum Sonntag in Atem gehalten. Nachdem die Metropolitan-Police-Einheit CO19 bei einem Feuergefecht den zugewanderten Verbrecher Mark Duggan erschossen hatte, zogen Migranten durch den im Norden von London gelegenen Stadtteil Tottenham und randalierten.
Sie fotografierten sich dann vor den von ihnen in Brand gesetzten Fahrzeugen und verbreiteten diese Aufnahmen per Twitter, forderten so Verstärkung an. Innerhalb weniger Minuten kam so ein gewaltbereiter Mob von 500 Migranten zusammen, der plündernd und randalierend durch Tottenham zog. Ziel der Menge war die Polizeistation von Tottenham, wo sie Gerechtigkeit für die Tötung ihres Freundes Mark Duggan forderten. Maskierte Jugendliche zündeten Polizeifahrzeuge und Busse an, warfen Molotow-Cocktails in Geschäfte. Der schwarze Mitbürger Mark Duggan hatte auf einen Polizisten geschossen - die Kugel blieb in einem Fubnkgerät stecken. Der Polizist schoss zurück. Die Familie forderte dann Rache für den Tod von Mark Duggan und behauptete, er sei doch nur ein Kleinkrimineller gewesen. Polizei und Bürgermeister riefen den Mob zur Besonnenheit auf.
Spezialeinheiten mussten die Polizeistation vor der Erstürmung schützen. Eine Buchhandlung wurde angezündet, Juweliere und Elektrofachgeschäfte geplündert, Kinder trugen das Diebesgut fort. Auch Banken und Anwaltskanzleien wurden mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt. In der High Road in Tottenham wurden alle Geschäfte geplündert. Reporter, die über die Unruhen berichten wollten, wurden bedroht, geschlagen und ausgeraubt. Der Übertragungswagen eines Fernsehsenders musste abgezogen werden, nachdem der Mob die Journalisten angriff. An den Plünderungen beteiligten sich später auch jugendliche Mitglieder osteuropäischer Banden.
Dem Reporter einer Sonntagszeitung versuchten sie den Schädel einzuschlagen. Anwohner des früher ruhigen Londoner Stadtteils berichteten, es herrsche ein Zustand der absoluten Gesetzlosigkeit auf den Straßen vor ihrer Haustür. Per Twitter verbreitete der Mob zudem den Aufruf, man wolle »Leichen« sehen. Die Nacht der Gewalt weckte Erinnerungen an frühere Migranten-Unruhen. Damals hatten maskierte Jugendliche hatten im Stadtteil Tottenham den Polizisten Keith Blakelock mit einer Machete in Stücke gehackt.


Analyse zeitgenössischer Staatssysteme 0